Narges Mohammadi * 1972 Iran , von 2016 bis 2020 und wieder seit 2021 inhaftiert
Die Journalistin, Physikerin und Autorin Narges Mohammadi ist im Iran eine der bekanntesten Frauen- und Menschenrechtlerinnen. Sie erhielt 2023 den Friedensnobelpreis.
Ihre Arbeit wird weltweit anerkannt. Sie war Vizepräsidentin und Sprecherin des Zentrums für Menschenrechtsverteidiger, in dem sich die bedeutendsten Menschenrechtler des Iran zusammengeschlossen hatten.
Die Regierung verbot das Zentrum ohne rechtliche Grundlage und zerstörte die Büroräume mehrfach.
Im November 2009 wurde Narges Mohammadi gezwungen, eine Anstellung als Physikerin bei der „Iranian Engineering Inspection Company“ aufzugeben.
2012 wurde sie in einem Berufungsverfahren zu sechs Jahren Haft verurteilt. Durch die schlechten Haftbedingungen, Misshandlungen und Folter verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand so stark, dass sie 2013 gegen eine sehr hohe Kaution in ein Krankenhaus überführt wurde.
Im Mai 2015 wurde sie erneut verhaftet, obwohl sie noch immer schwer krank ist. Ein Jahr später wurde die Frauenrechtlerin zu insgesamt 16 Jahren Haft verurteilt.
Es ging ihr zusehends schlechter, sie erlitt unter anderem einen Schlaganfall. Die notwendige medizinische Behandlung wurde ihr verweigert, ebenso der Kontakt zu ihren Kindern. Erst im Juli 2020 wurde bekannt, dass Mohammadi sich mit dem Coronavirus angesteckt hatte. Eine medizinische Behandlung und ein Test wurden trotz der Covid-19 Erkrankung nicht gewährt. Bereits vorher war ihr Gesundheitszustand sehr schlecht. Im Oktober 2020 wurde sie nach 8 Jahren Haft freigelassen. Einen Monat nach ihrer Freilassung verstarb ihre Mutter.
Narges Mohammadi ist Mutter von 2006 geborenen Zwillingen. Sie leben heute mit Mohammadis Ehemann Taghi Rahmani in Frankreich.
Der Journalist Rahmani verbrachte selbst 15 Jahre in Haft u. a. im berüchtigten Foltergefängnis Evin-Gefängnis in Teheran.
Ein Jahr später wurde sie erneut inhaftiert. Die neue Anklage gegen sie lautet auf „Propaganda gegen die Regierung mittels Veröffentlichung falscher Nachrichten“. Als Strafe drohen ihr weitere drei Jahre Gefängnis und 80 Peitschenhiebe.
Am 22. Februar 2020 teilten die iranischen Behörden Narges Mohammadi mit, dass ein weiteres Strafverfahren wegen “Unruhestiften im Gefängnis” und “Beleidigung des Leiters des Evin-Gefängnisses” eröffnet worden sei. Auslöser war ihr Protest gegen die Hinrichtung von Demonstranten im November 2019. Ihr wurden „Propaganda-Aktivitäten gegen die Islamische Republik durch Veröffentlichung einer Stellungnahme gegen die Todesstrafe“ und „Durchführung eines Sitzstreiks im Gefängnis“ zur Last gelegt. Die Journalistin und Autorin hatte während ihrer Haft regelmäßig über Misshandlungen berichtet und war im Dezember 2019 als Folge des Protests ins Zanjan-Gefängnis verlegt worden.
Im Oktober 2020 wurde sie nach acht Jahren Haft freigelassen und mit einem Ausreiseverbot belegt. Sie hatte somit weiterhin keine Möglichkeit, ihre Familie zu besuchen, die in Frankreich im Exil lebt. „Sich friedlich gegen die Todesstrafe einzusetzen und gegen Menschenrechtsverletzungen auszusprechen, ist keine Propaganda gegen den Iran“, erklärt Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM. „Wir verlangen die vollständige Aufhebung der Strafe gegen Narges Mohammadi und wünschen ihr ein baldiges Wiedersehen mit ihrer Familie.
Am 23. Mai 2021 wurde sie vom Strafgericht Teheran zu weiteren 2½ Jahren Haft, 80 Peitschenhieben und zwei Geldstrafen verurteilt.
Doch die unbeugsame Kämpferin für Menschenrechte kommentierte die Präsidentschaftswahl vom 18. Juni 2021 wie folgt:
„Ich akzeptiere Raisi nicht als Präsidenten“
„Die iranische Regierung hat verkündet, dass Herr Raisi als Sieger aus der Wahl geht. Das, nachdem sie die Wahl manipuliert und von ihrem natürlichen Verlauf abgelenkt hat. Als Friedens- und Menschenrechtsverfechterin, die in den vergangenen Jahren alles verloren hat, akzeptiere ich Herrn Raisi’s Präsidentschaft nicht, da er selbst einer der schwersten Menschenrechtsverletzer der vergangenen 42 Jahre (seit der Islamischen Revolution) ist.Obwohl auch die letzte Präsidentschaftswahl weder frei, noch fair war, ist die Präsidentschaft einer Person, die selbst für Menschenrechtsverletzungen höchsten Grades verantwortlich ist, nicht akzeptabel. Wir fordern Gerechtigkeit für die Opfer von Morden, Hinrichtungen, Inhaftierungen, Folterungen, Armut und Elend. Herr Raisi muss zur Rechenschaft gezogen werden, bevor er Präsident wird. Als Menschenrechtsaktivistin möchte ich wissen, welches Land, welche Regierung oder internationale Organisation, die sich für die Menschenrechte einsetzen, ihm mit gutem Gewissen zu seiner Präsidentschaft gratulieren kann.“
Am 26. September 2021 verkündete Narges Mohammadi in einem Instagram-Post, dass sie aufgefordert wurde, ihre Haftstrafe im Evin-Gefängnis anzutreten. Sie schrieb, dass sie diese Anordnung nicht befolgen würde.
Am 16. November 2021 wurde sie erneut verhaftet und verbüßt nun die 2½-jährige Haftstrafe.
In einem weiteren Prozess wurde sie am 15. Januar 2022 zu weiteren 8 Jahren und 2 Monaten Gefängnis sowie 74 Peitschenhieben verurteilt. Sie befindet sich jetzt im Gefängnis Shahr-e Rey (Gharchak) in Varamin nahe Teheran.
Im Oktober 2023 erhielt Frau Mohammadi den Friedensnobelpreis. Dazu gratulierten ihr viele Menschenrechtsgruppen. Hier das Statement von IGFM (Internationale Gesellschaft für Menschenrechte):
„Die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi wird für ihren unermüdlichen Einsatz mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) gratuliert der Iranerin von ganzem Herzen. Dieser Preis gelte auch den Frauen, die systematisch durch die islamistische Diktatur diskriminiert werden, so die IGFM.
„Ein sehr gutes Zeichen, ein starkes Signal der Hoffnung, wir freuen uns mit Narges Mohammadi und allen Frauen Irans“, teilt die IGFM nach Verkündung des Preises mit.
Das Schicksal und mutige Engagement von Narges Mohammadi stehe symbolisch für viele Frauen im Iran, deren Menschenrechte unterdrückt werden und die dies nicht einfach hinnehmen wollen. Sie fordern die gleichen Rechte wie die Männer in der Gesellschaft, wollen mitreden, gehört werden und treten friedlich für Selbstbestimmung ein. Narges Mohammadi setzt sich seit Jahren selbstlos und mit größtem Mut selbst aus dem Gefängnis heraus für ihre Mitmenschen ein, berichtet die IGFM.
Ihre Entschiedenheit, ihr Mut und ihr Wille sind uns ein großes Vorbild. Die Entscheidung, ihr den Friedensnobelpreis zu verleihen, gibt den tausenden unterdrückten Frauen des Irans Hoffnung.“
Quelle: Wikipedia, amnesty international, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).
Künstlerin: Susanne Köhler
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