Nooshin Jafari, * Iran, wiederholt in iranischer Haft seit Februar 2021
Nooshin Jafari ist eine iranische Kulturreporterin, Filmemacherin und Fotojournalistin. Jafari, die seit Jahren für verschiedene iranische Publikationen als Kulturkritikerin und Reporterin arbeitet, gewann 2016 beim „2. Iranischen Cinema Photographers Festival“ den Preis für die beste Fotografin des Jahres für ihre Arbeit an dem Film „Lantouri“. Das Drama widmet sich einer Einbrecher-Gang in Teheran, deren Mitglieder gegen die soziale Ungerechtigkeit protestieren, indem sie den Reichen ihr Hab und Gut wegnehmen. Nooshin Jafari spendete das Preisgeld für Opfer von Säureattacken.
Jafari wurde bereits 2010 unter dem Verdacht verhaftet, 2009 an Massenprotesten in der Hauptstadt teilgenommen zu haben. Für dieses Vergehen wurde sie schließlich zu einer 2-jährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Damals arbeitete sie bei der oppositionellen Tageszeitung ETEMAD als Kunst- und Kulturreporterin.
2019 berichtete Jafari als Kino- und Theaterfotografin für mehrere iranische Zeitschriften über kulturelle Themen. Am 3. August 2019 wurde sie auf dem Weg zur Arbeit verhaftet. Ihre Besitztümer und ihre Fotoausrüstung wurden beschlagnahmt. Zunächst wurde sie ohne Anklage an einem unbekannten Ort in Isolationshaft gehalten. Regierungsfreundliche Social-Media-Accounts beschuldigten sie damals, einen Twitter-Account zu betreiben, der sich gegen die iranische Regierung wende. Ihr Umfeld konnte dies widerlegen. Schließlich wurde sie wegen „Verbreitung von Anti-Establishment-Propaganda“ zu einem Jahr und wegen „Beleidigung von Heiligtümern“ zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Da sie in iranischen Filmkreisen sehr bekannt und respektiert ist, hat sich diese Gemeinschaft seit ihrer Verhaftung lautstark für sie eingesetzt.
Das Urteil wurde am 13. Februar 2021 von einem Teheraner Berufungsgericht bestätigt. 3 Tage später, am 16. Februar verhaftete die Polizei die Journalistin und Filmemacherin in ihrem Haus in Teheran und brachte sie in das Qarchak-Gefängnis nahe Teheran. Dort soll sie die vierjährige Haftstrafe verbüßen.
„Anstatt zu versuchen, sein internationales Image zu rehabilitieren, hat der Iran stattdessen eine Politik der sich drehenden Zellentüren in Bezug auf die Inhaftierung von Journalisten geschaffen“, sagte CPJ Senior Middle East and North Africa Researcher Justin Shilad. „Die iranischen Behörden müssen Nooshin Jafari sofort freilassen und aufhören, die Journalisten des Landes aufgrund unbegründeter Anschuldigungen zu inhaftieren.“
Jafaris Anwalt vermutet, dass die Journalistin inhaftiert wurde, ohne zuvor eine offizielle Vorladung erhalten zu haben, weil die Behörden Fluchtgefahr befürchteten.
Der sozialkritische Film „Lantouri“:
„Lantouri ist der Name einer Gang, die in Teheran Menschen auf offener Straße ausraubt und im reichen Norden der Stadt Einbrüche verübt. Sie kidnappt Kinder aus Familien, die durch Korruption und Veruntreuung staatlicher Gelder reich geworden sind. Der Film beginnt mit Geständnissen der einzelnen Bandenmitglieder. Auch Soziologen, Menschenrechts-Aktivisten und politische Hardliner kommen zu Wort. Ihre Aussagen ergeben das aufwühlende Stimmungsbild einer Gesellschaft, in der die Frustration junger Menschen in offene Aggression umschlägt. Schon in I’m Not Angry! (Panorama 2014) bestimmte das wütende Lebensgefühl dieser Generation den Rhythmus der Montage, wurde ihre Unruhe und Lebensgier von der Kamera aufgenommen. In seinem neuen Spielfilm reflektiert Reza Dormishian erneut soziale und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten aus radikaler Perspektive. Gleichzeitig erzählt er von einer Liebe, die auch aufgrund äußerer Umstände tragische Folgen hat. Das Gangmitglied Pasha läuft Amok, weil die sozial engagierte und selbstbewusste Journalistin Maryam seine Gefühle nicht erwidert. Die schwer verletzte Frau fordert die im Iran geltende Lex talionis (Vergeltung von Gleichem mit Gleichem) ein.“ (www.biennale.de)
Quellen: IranWire, Human Rights Activists News Agency, CPJ, www.berlinale.de. http://voiceproject.org/takeaction/release-nooshin-jafari/
Küntlerin: Renate Kuby
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