Pirus Dawani, * 1962 Iran, verschwunden 1998, vermutlich hingerichtet
Pirus Dawani war der Chefredakteur der iranischen Zeitung PIRUA. In den 1980er Jahren war er Mitglied der pro-sowjetischen kommunistischen Tudeh-Partei und saß deshalb 1982 sieben Monate lang im Gefängnis. Der Journalist hatte später Interviews mit Angehörigen hingerichteter Häftlinge geführt und veröffentlicht. Dafür wurde er 1989 ein weiteres Mal bestraft, diesmal mit einer achtmonatigen Gefängnisstrafe.
Der 36-Jährige verschwand am 25. August 1998 und wurde vermutlich ermordet. Dawanis Verschwinden fiel in eine Zeit, in der im Iran eine ganze Reihe Intellektueller und Oppositioneller ermordet wurden. Diese sogenannten „Serienmorde“ führten zu einem öffentlichen Aufschrei und wurden in einigen der reformorientierten Publikationen aufgegriffen. Dadurch sahen sich die iranischen Behörden gezwungen, eine Untersuchungskommission einzurichten. Den Fall Dawani untersuchte die Kommission nicht, obwohl es entsprechende Forderungen von Kritiker gab. Diese beharrten darauf, dass auch Pirus Dawani ermordet worden sei. Die Tageszeitung KAR-E-KARAGAR berichtete gar über Gerüchte, Dawani sei „hingerichtet“ worden.
Im November 2000 stand wiederum der Journalist Akbar Gandschi vor Gericht, ein Journalist der Zeitung SOBH-E-EMROUZ, der über den Fall Dawani berichtet hatte. In seinem Prozess beschuldigte er den geistlichen Sonderermittler Gholam-Hossein Mohseni-Edschehi, in die Ermordung Dawanis verstrickt gewesen zu sein. Edschehi war ein Vertrauter von Revolutionsführer Ali Chamenei; er stieg 2005 zum Geheimdienstminister auf und wurde 2009 Justizsprecher und stellvertretender Justizchef Irans.
Da die iranischen Behörden sich offenkundig nicht an einer Fortsetzung der Ermittlungen in dem Fall interessiert zeigten, reichte die Familie Dawanis im Dezember 2002 Beschwerde bei der UN- Menschenrechtskommission ein.
Reporter ohne Grenzen rief die iranischen Behörden wiederholt zur Untersuchung des Falls auf, um der Familie Dawanis endlich Gewissheit über das Schicksal ihres vermissten Angehörigen zu verschaffen. Die Behörden haben jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Neigung erkennen lassen, diesen Forderungen Folge zu leisten. Die Verantwortlichen für das Verschwinden Dawanis genießen deshalb bis heute völlige Straflosigkeit.
Quelle: Reporter Ohne Grenzen
Künstlerin: Susanne Köhler
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