Pu Tui Dim, * 1987 Myanmar, ermordet 2022 Myanmar

Pu Tui Dim, * 1987 Myanmar, ermordet 2022 Myanmar

Pu Tui Dim arbeitete früher für die KHONUMTHUNG MEDIA GROUP, eine unabhängige Nachrichtenagentur. Sie deckt das Gebiet des Chin-Staates, das Kalay-Kabaw-Gebiet an der indisch-myanmarische Grenze ab und berichtet in englischer und burmesischer Sprache. Der Journalist war auch Menschenrechtsverteidiger und ehemaliger Mitarbeiter der „Chin Human Rights Organization“(CHRO). Der Chin-Staat ist eine christlich geprägte, sehr arme Bergregion im Westen Myanmars.

Am 7. Januar 2022 besuchte Pu Tui Dim auf einem Motorrad sein Heimatdorf im Matupi Township im Chin Staat. Hier kämpften Militärs der Militärjunta gegen die bewaffnete pro-demokratische Gruppe „Chinland Defense Force“. Der 35-jährige Journalist wurde zusammen miit neun weitern Zivilisten aus demselben Dorf, darunter ein 13-jähriger Junge, verhaftet.

Zu der Zeit hatte das Militär die Telefon- und Internetverbindungen in dem Gebiet gekappt. Zwei Tage später, am 9. Januar, wurden die Leichen von Pu Tui Dim und anderen Dorfbewohnern gefunden. Ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt. Sie waren geknebelt. Einigen war die Kehle durchgeschnitten worden. Andere hatten Stichwunden im Bauchbereich. Die Polizei hatte auch zwei Teenager erschossen.

Die Menschenrechtsorganisation CHRO berichtet: „Diese grausamen Morde war nur ein Beispiel für den Horror und die Zerstörung, die das Militär routinemäßig über die Menschen in Myanmar bringt, während es ein Jahr nach seinem Putsch verzweifelt versucht, sich an die Macht zu klammern. Wir von der CHRO haben die Situation vor Ort im Nordwesten Myanmars seit dem Putsch dokumentiert. Willkürliche Verhaftungen und Inhaftierungen von Zivilisten, Folter, Hinrichtungen im Schnellverfahren, wahlloser Beschuss von zivilen Vierteln und Städten, gewaltsame nächtliche Razzien und die Zerstörung von Privateigentum sind im vergangenen Jahr in der gesamten Region an der Tagesordnung gewesen. Die Schreckensherrschaft des Regimes hat immer mehr Menschen dazu veranlasst, als letzten Ausweg die Waffen gegen das Militär zu ergreifen. Doch in dem Maße, wie der bewaffnete Widerstand wuchs, wurden die Angriffe des Militärs auf die Zivilbevölkerung immer brutaler. Zehntausende wurden innerhalb weniger Monate zu Binnenflüchtlingen oder flohen ins benachbarte Indien. In der Zwischenzeit hat das Militär absichtlich versucht, die Sammlung von Beweisen für seine Übergriffe zu behindern. Seit September (2021) hat es in 24 Gemeinden im Nordwesten Myanmars die mobilen Internetdienste blockiert und zeitweise auch die Mobilfunknetze abgeschaltet. Darüber hinaus hat sie gelegentlich das Kriegsrecht verhängt, einschließlich der Einschränkung der Bewegungsfreiheit, um das Sammeln von Informationen vor Ort zu erschweren.“

Vor diesen Ereignissen war bereits der freiberufliche Fotojournalist Ko Soe Naing am 14. Dezember in Militärgewahrsam gestorben und war das erste Medienopfer in dem südostasiatischen Land. Naing war festgenommen worden, als er am 10. Dezember 2021 über eine Anti-Junta-Demonstration berichtete. Kurz darauf, am 25. Dezember, starb der Journalist Sai Win Aung (auch bekannt als A Sai Kay) im Dorf Maekheewar im Bundesstaat Karen durch eine Granate der Streitkräfte.

Situation in Myanmar:

Am ersten Februar 2021 übernahm das Militär nach einem Putsch erneut die Macht. Laut UN-Angaben wurden infolge des Putsches (Stand September 2021) mehr als 1100 Menschen durch Sicherheitskräfte in Myanmar getötet. Das Militär verschleppte zudem 8500 Menschen, wovon einige vergewaltigt und anderweitig gefoltert wurden. 1600 Soldat:innen desertierten bis Oktober 2021 wegen der Gewalt am eigenen Volk.

Anfang September 2021 bildeten hauptsächlich Abgeordnete der vom Militär entmachteten „Nationale Liga für Demokratie“ eine Schattenregierung und riefen zu einem Volksaufstand gegen das Militär aus. In vielen Gegenden Myanmars bildeten sich daraufhin Bürgermilizen, die dem Aufruf folgten.

Nach dem Militärputsch am 1. Februar 2021 wurde die Pressefreiheit in Myanmar in wenigen Tagen um zehn Jahre zurückgeworfen. Das Land hatte mit dem 2011 begonnenen Reformprozess zunächst erhebliche Fortschritte gemacht und kletterte zwischen 2013 und 2017 auf der Rangliste der Pressefreiheit um 20 Plätze nach oben. Doch bereits vor dem Militärputsch hat sich die Situation unter der Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi vor allem seit Beginn der Rohingya-Krise wieder verschlechtert. Eine Rolle spielen auch Gesetze, mit denen teils schon die Militärdiktatur Kritiker:innen mundtot machte. Auch auf Grundlage von Artikel 66(d) des Telekommunikationsgesetzes von 2013, der Online-Diffamierung unter Strafe stellt, werden Journalist:innen verfolgt. Ein schwerer Schlag war 2018 die Verhaftung von zwei Reuters-Journalisten, die über ein Massaker an Rohingya berichtet hatten. 

Quelle: Al Jazeera, CHRO, Wikipedia, Reporter ohne Grenzen

Künstlerin: Susanne Köhler