Saleh al-Shehi, * Saudi – Arabien, von 2018 bis 2020 in saudischer Haft, krank entlassen und gestorben
Saleh al-Shehi war ein bekannter saudischer Kolumnist, der während seiner Zeit als Herausgeber der reformorientierten Tageszeitung AL-WATAN unter dem ermordeten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gearbeitet hat. Der inzwischen im Exil lebende Jamal Khashoggi, der 2018 ermordet wurde, bezeichnete seinen Freund als „Autor des Proletariats“. Al-Shehi schrieb oft über Armut und Vetternwirtschaft innerhalb der Elite und forderte eine Debatte über die großen Reformen im Land.
In seiner Kolumne berichtete Al-Shedhi häufig darüber, wie die Regierung Gelder ausgibt, die aus einer angeblichen Antikorrutionsaktion gewonnen wurden. Auch die Wirtschaftspolitik der Regierung und ihre Behandlung von aus dem Ausland entsendete Firmenmitarbeiter (Expat-ArbeitnehmerInnen) wurde von der Zeitung AL-WATAN kritisch beleuchtet.
„Saleh Al-Shehi ist mutig. Diejenigen, die unabhängig sein und aufklären wollen, gehen ins Ausland, wo sie frei sprechen können, aber Saleh Al-Shehi ist so selbstmörderisch und bleibt in Saudi-Arabien und schreibt Artikel.“ schreibt Khashoggi anerkennend aus dem Exil. Kurz danach ist er selber tot, ermordet in der Türkei durch ein saudisches Spezialkommando.
Bei einem Auftritt im saudischen TV-Sender ROTANA in der Show „Yahalla“ am 8. Dezember 2017 bezeichnete Al-Shehi den arabischen Königspalast als eine der Quellen von Korruption im Königreich. Dieses wurde nach einem Video auf you Tube gepostet. Der Journalist berichtete in dem Video, dass jeder saudische Staatsbürger, der einen Kontakt zum königlichen Hof hat, automatisch bevorzugt wird: man kann strategisch günstiges gelegenem Land erwerben, das der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich ist, so das Video.
Daraufhin wurde der Mehrheitseigentümer des Medienkonzerns ROTANA, in dessen Programm die Show gesendet worden war, der saudische Prinz Al-Waleed bin Talal, am 9. Dezember 2017 unter dem Vorwurf der Korruption verhaftet. Initiiert hatte dies der saudischen Kronprinz Mohammad bin Salman.
Ein spezialisiertes Strafgericht in Saudi-Arabien verurteilte den Journalisten Al-Shehi am 8. Februar 2018 wegen „Beleidigung des königlichen Gerichts“ zu fünf Jahren Gefängnis und verhängte ein fünfjähriges Reiseverbot, das bei seiner Freilassung in Kraft treten würde. So berichtet von der saudischen Privatzeitung OKAZ und der in Katar ansässigen THE NEW ARAB unter Berufung auf einen AP-Bericht.
Am 24. Juli 2019 veröffentlichte die saudische Journalistin Halima Muthffar ein Video von Al-Shehi aus dem Gefängnis. Al-Shehis Tochter postete am 23. September auf Twitter ein Video, in dem ihr Vater seine guten Wünsche für den Nationalfeiertag in Saudi-Arabien äußerte. Es war jedoch unklar, wo er sich befand, als das Video gedreht wurde – im Gefängnis.
Am 19. Mai 2020 wurde Al-Shehi aus medizinischen Gründen freigelassen. Einen Monat später lag er bereits auf der Intensivstation.
Saleh al-Shehi starb am 19. Juli 2020 zwei Monate nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis. Die Krankheit wurde nicht offiziell benannt, aber einige Medien wie die saudische Tageszeitung AL-RIYADH sprachen von dreiwöchigen Komplikationen als Folge einer Covid-19-Infektion. Seine Familie nannte keine Details.
Quellen: CPJ New York, Middleast monitor, Reporter ohne Grenzen
Künstler: Fritz Giersbach
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