Sepideh Qoliyan, * Iran 1994, wiederholt in Haft, zuletzt seit 2019
Sepideh Qoliyan, geboren am 23. September 1994 in Dezful, Provinz Khuzestan, ist eine iranische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin. Zum Zeitpunkt ihrer ersten Verhaftung durch iranische Sicherheitskräfte am 18. November 2018 berichtete sie über einen von der Arbeitergewerkschaft „Tappeh Sugarcane Agro Industrial Company“ organisierten Arbeiterprotest um nicht bezahlte Löhne.
Alle an diesem Tag Verhafteten kamen nach kurzer Zeit frei, Sepideh Qolian und Esmail Bakhshi, der Gewerkschaftssprecher, wurden ohne Anklage und Rechtsbeistand weiter festgehalten. Schließlich entließ man sie nach 30 Tagen gegen Kaution aus der Haft. Während dieser 30 Tage Haft musste Esmail Bakhshi wegen Folterverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Frau Qoliyan berichtete nach ihrer Freilassung von die Foltermethoden, die Sicherheitskräfte und Geheimdienstmitarbeiter an ihr und Esmail Bakhshi in den Gefängnissen Shush und Ahvaz angewendet hatten.
So enthüllte die mutige Journalistin Amnesty International gegenüber, dass sie „geschlagen, gegen Wände geschleudert, zu Boden gestoßen, durch Auspeitschen gedemütigt und mit sexuellen Übergriffen und Mord bedroht wurden“.
Sie berichtete von „täglichen Verhöre, die gegen 10 Uhr morgens begannen und bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages dauerten…“ dass sie von Geheimdienstmitarbeitern wiederholt sexuell beleidigt wurde, z. B. als „Hure“, und dass man ihr vorwarf, sexuelle Beziehungen zu Arbeitern zu haben und drohte, dafür zu sorgen, dass ihre Familie Informationen erhalte, die sie veranlassen würden, Sepideh aus „Ehrgefühl“ zu ermorden.
Die Vorgehensweisen der iranischen Sicherheitskräfte und des Geheimdienstes führten zu großem öffentlichen Interesse der iranischen Bevölkerung und zu Aufmerksamkeit in den „sozialen Medien“. Die Behörden wiesen diese Anschuldigungen zurück und bezeichneten Sepideh Qoliyan und Esmail Bakhshi „als Instrumente ausländischer Interessen“.
Um dies zu bekräftigen strahlte das iranische Staatsfernsehen am 19. Januar 2019 einen Film aus, der angeblich beweisen soll, „dass Qoliyan und andere Aktivisten Verbindungen zur Trump-Regierung, zu kommunistischen Gruppen und zu anderen Iranern in der Diaspora haben, die einen Umsturz des iranischen Regimes anstreben“.
Dieses Filmmaterial wurde wohl während ihrer Verhaftung gedreht. Der Film enthielt Videos von einer sichtlich verstörten Frau Qoliyan, die ihre Verbrechen gegen den Staat gesteht. Qoliyan antwortete später in Freiheit auf Twitter, dass diese vorgebliche Dokumentation an sich ein weiterer Beweis für Folter sei. Die Anwältin des Gewerkschaftssprechers Herrn Bakhshi bezeichnete die Ausstrahlung von Aussagen, die unter Zwang von ihrem Mandanten erlangt worden seien, als einen Verstoß gegen das Gesetz.
Am 20. Januar 2019 wurden Sepideh Qoliyan und Esmail Bakhshi erneut verhaftet. Amnesty International vermutet, dass der Zeitpunkt ihrer Verhaftung nahelegt, daß das Regime sie wegen ihrer öffentlichen Foltervorwürfen bestrafen und die beiden Opfer zum Schweigen bringen wolle.
Leider ist nicht nur Sepideh Qoliyan selbst dem Druck und der Gewalt der Behörden ausgesetzt, sondern auch ihre Familie. So berichtet Qoliyans Vater einem Reporter: „Um 7 Uhr morgens stürmten 12 männliche und zwei weibliche Beamte gewaltsam mein Haus, schlugen meinem Sohn die Zähne aus, griffen mich und meine Frau an und sagten uns, sie würden unsere Tochter töten“.
Seit dem 21. Juni 2019 befindet die Journalistin sich wieder im Gefängnis und sitzt eine 5-jährige Haftstrafe ab – weil sie sich geweigert hatte, ein Entschuldigungsschreiben an den Obersten Führer des Iran, Ali Khamenei, zu unterzeichnen.
Quelle: Wikipedia, CFWIJ, amnesty international
Künstlerin: Karin Herr
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