Shirshankar Jha, *1976 in Indien, 2024 ermordet
Der Journalist Shirshanka Jha arbeitete für verschiedene lokale Hindi-Medien im nordindischen Bundesstaat Bihar an der Grenze zu Nepal.
Seit 2016 gilt in ganz Bihar ein striktes Alkoholverbot. Herstellung, Abfüllung, Verkauf, Besitz und Genuss von alkoholischen Getränken ist strengstens untersagt. Daher gibt es sowohl Alkoholschmuggel als auch Produktion und Verkauf von lebensgefährlichen verunreinigtem Alkohol.
Der Journalist Shirshankar Jha geriet im Sommer 2024 durch seine Berichterstattung ins Visier der „Alkohol Mafia“. Er beklagte sich bei der örtlichen Polizei über Morddrohungen, die er erhalten hatte. Doch die Polizei reagierte in den darauffolgenden Tagen nicht und versäumte es, ihn zu schützten.
Am 25. Juni 2024 wurde der 48-jährige Jha auf dem Heimweg in der Nähe seines Wohnorts Maripur von Unbekannten angegriffen und mit Messerstichen am Hals verletzt. Anwohner brachten ihn ins Sri Krishna Medical College and Hospital, wo er einen Tag später, am 26. Juni, seinen schweren Verletzungen erlag.
Die indische Journalistengewerkschaft IJU forderte die Regierung in Bihar zum Handeln auf.Mit dem Journalisten Shirshankar Jha steigt die Zahl der ermordeten Journalist:innen innerhalb von 10 Jahren auf 29 an.
Oft werden mafiöse Gruppierungen mit den Morden in Verbindung gebracht, denen eine kritische Berichterstattung ein Dorn im Auge ist. Immer wieder, wenn viele Menschen gleichzeitig an gepanschtem Alkohol sterben, gibt es Vermutungen, daß Regierungskreise die Alkohol-Mafia schützen.
Zum Thema Alkoholverbot und negative Folgen von illegal hergestellten Alkohol in Indien schreibt Wikipedia:
„Die Wahl zum Parlament von Bihar 2016 wurde von einer Grand Aliance aus den drei Parteien (…) gewonnen. Eines der Wahlversprechen war die Einführung der Prohibition gewesen, was auch prompt (…) umgesetzt wurde. Die offiziellen Statistiken zeigten in den Monaten nach der Einführung eine Abnahme der Verkehrsunfälle und der schweren Kriminalität. Spätere Zahlen schienen aber ein anderes Bild zu ergeben. (…) Die Argumente der Befürworter der Prohibition liegen auf der Hand und entsprechen weitgehend denen, die schon Gandhi vorbrachte. Als Argumente gegen die Prohibition werden mehrere Punkte genannt. Zum einen werden die von den Prohibitionsbefürwortern vorgebrachten vermeintlichen positiven Effekte grundsätzlich bezweifelt. Der Alkoholkonsum nähme dadurch nicht wirklich ab und eventuelle positive Effekte seinen eher hypothetisch. Zum zweiten ergibt sich ein Einnahmeausfall aus der Alkoholbesteuerung, die einen erheblichen Teil der Einnahmen der Bundesstaaten ausmacht. Der Einnahmeausfall führt zu einem Verlust an politischer Gestaltungsfähigkeit der Regierungen.
Ein weiterer Grund, der angeführt wird, sind die hohe Zahl an Todesfällen, die aufgrund des Genusses von illegal hergestelltem Alkohol auftreten. Meistens handelt es sich um Methanolvergiftungen. Wenn sie nicht tödlich enden, führen sie häufig zur Erblindung. Häufig sind Dutzende bis Hunderte Personen gleichzeitig davon betroffen, die ihren illegal hergestellten Alkohol aus derselben Quelle bezogen haben. Derartige Vergiftungen treten allerdings genauso auch in Bundesstaaten auf, in denen keine Prohibition gilt und führen landesweit jedes Jahr zu Hunderten, wenn nicht Tausenden Todesfällen.“
Stand der Recherche: Juli 2024
Quellen: reporter-ohne-grenzen, IFJ, Wikipedia
Text: Uli Rein
Künstlerin: Yukiko Nakano-Tanau
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.