Tang Cheuk-yu 鄧卓儒, * 1995 in Großbritannien / Hongkong, von 2019 bis 2023 wiederholt in VR China / Hongkong inhaftiert, inzwischen frei
Der Hongkonger Journalist Tang berichtete 2019 für den taiwanischen Sender TAIWAN PUBLIC TELEVISION SERVICE FOUNDATION (PTS) über den Protest pro-demokratischer Student:innen auf dem Campus der Hong Kong Polytechnic University. Die Polizei verhaftete ihn, als er am 18. November 2019 Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstrierenden auf dem Campus der Universität filmte. Tang wurde wegen „Besitzes von Gegenständen mit der Absicht, Eigentum zu zerstören oder zu beschädigen“ und „Besitzes von Angriffswaffen an einem öffentlichen Ort“ angeklagt. Zwei Tage später wurde er gegen Kaution freigelassen.
Tang trug während seiner Festnahme eine Presseweste, so PTS, und die Polizei beschlagnahmte seine Kamera und seine Ausrüstung, darunter einen Laserpointer, ein Multifunktionswerkzeug und Seile, die er laut seiner Aussage vor Gericht zur Sicherung seiner Kamera verwendet hatte. Die Staatsanwaltschaft jedoch stufte diese Gegenstände als Waffen ein.
In einer E-Mail an das CPJ (Komitee zum Schutz von Journalisten) erklärte die Öffentlichkeitsabteilung der Hongkonger Polizei, dass die Verhaftungen und Strafverfolgungen von Tang „gegen die Straftat gerichtet waren und nichts mit der politischen Haltung, dem Hintergrund oder dem Beruf der betroffenen Personen zu tun hatten“.
Tang Cheuk-yu wurde am 22. Dezember 2022 erneut inhaftiert.
„Das Mitführen von Werkzeugen wie einem Mehrzweckmesser ist für Reporter im Einsatz nichts Ungewöhnliches, und die Verurteilung eines Journalisten wegen des Besitzes sogenannter ‚Angriffswaffen‘ ist eindeutig ein Versuch, ihn für seine Arbeit zu bestrafen.“
sagt der Leiter des RSF (Reporter ohne Grenzen) – Büros für Ostasien im Januar 2023. Er forderte die Regierung von Hongkong auf, Tang Cheuk-yu zusammen mit allen anderen Journalist:innenen und Verteidiger:innen der Pressefreiheit, freizulassen.
Am 30. September 2023 wurde der inzwischen 28-Jährige nach einer 9-monatigen Haft aus dem Gefängnis entlassen.
In den letzten Jahren hat die Regierung von Hongkong eine beispiellose Kampagne gegen die Pressefreiheit geführt, in deren Rahmen mindestens 23 Journalist:innen und Verteidiger:innen der Pressefreiheit strafrechtlich verfolgt wurden. Im Januar 2023 waren immer noch 11 von ihnen inhaftiert.
Deren juristische Verteidigung hat Chinas Regierung Ende Dezember 2022 erschwert. Sie ermächtigte den Hongkonger Regierungschef, ausländische Anwälte von Prozessen auszuschließen, in denen es um Anklagen nach dem 2020 erlassenen „Sicherheitsgesetz“ geht.
Große unabhängige Medienunternehmen wie APPLE DAILY mussten zwangsweise geschlossen werden, während das Klima der Angst mindestens fünf kleinere Medienunternehmen dazu veranlasste, ihren Betrieb einzustellen.
Hongkong, einst eine Bastion der Pressefreiheit, ist im Weltindex der Pressefreiheit von RSF von Platz 80 im Jahr 2021 auf Platz 148 im Jahr 2022 abgestürzt. China selbst liegt 2022 auf Platz 175 von 180 bewerteten Ländern.
China war laut der jährlichen Zählung des CPJ im Jahr 2022 das Land mit der zweithöchsten Zahl inhaftierter Journalist:innen weltweit.
Quellen: cpj.org, reuters.com, reporter-ohne-grenzen.de, woz.ch
Text: Gerhard Keller, Juni 2025
Künstlerin: Aniessa Andresen
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