Zhenis Orazqanuly, 1966 China / Xinjiang, 2017 verhaftet, 2018 freigekommen
Der kasachisch-stämmige Zhenis Orazqanuly arbeitete als Journalist beim zentralen Fernsehsender in Shagantogay im Norden von Xinjiang. Er ging 2009 aus Krankheitsgründen in den gesetzlichen Ruhestand.
Sein Sohn, Zhenis Akjan, kam 2009 in die Republik Kasachstan und begann dort zu studieren. Zu dieser Zeit waren seine Eltern noch in China. Er berichtete später:
„Als ich nach Kasachstan kam, wollten auch sie auswandern. Daraufhin beantragte ich die Staatsbürgerschaft der Republik Kasachstan. Als ich 2016 die kasachische Staatsbürgerschaft erhielt, beschlossen meine Eltern ebenfalls auszuwandern..“ 2016 erhielten sie eine Aufenthaltsgenehmigung von Kasachstan und zogen dorthin.
Zhenis Orazqanuly reiste im August 2017 zusammen mit seiner Frau zurück nach China, vermutlich um eine zweite Hochzeit zu organisieren. „ Beim Überschreiten der chinesischen Grenze wurde ihm ohne Genehmigung der Reisepass abgenommen, und nach 2-3 Monaten nahm ihn die chinesische Polizei ohne Grund fest und warf ihn in ein Gefängnis namens „Konzentrationslager für politische Bildung“.
Am 25. November 2017 wurde er in der Stadt Tarbagatai (Tacheng) verhaftet und in ein „Umerziehungslager“ gebracht.
Sein Sohn Jenis Akjan schilderte 2018 die Situation bei einem Hilferuf an Freunde in der Türkei:
„Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört, wir wissen nicht, ob er lebt oder tot ist. Sie haben ihn ohne Anklage in dieses Lager gesteckt, was gegen das Staatsbürgerschaftsrecht verstößt. Seitdem ist ein Jahr vergangen (nach dem, was ich gehört habe, wurde er bei seiner ersten Verhaftung in das Konzentrationslager in der Stadt Urumqi und nach einem halben Jahr in das Lager in der Stadt Chuchak in der Region Tarbagatay gebracht). Bis zu diesem Zeitpunkt wurde er nie aus dem Konzentrationslager herausgeholt. Er durfte keinen seiner Verwandten treffen. Mein Vater litt lange Zeit an Rückenschmerzen, manchmal konnte er nicht gehen und musste sich hinlegen, und es war sehr schwer für uns, dass er verhaftet wurde, ohne seine Krankheit zu berücksichtigen. Nur Gott weiß, in welchem Zustand er sich jetzt im Konzentrationslager befindet.“
Über den Verbleib seiner Mutter wusste er folgendes zu berichten:
„ Der Gesundheitszustand meiner Mutter verschlechterte sich und sie wurde wegen Entzündungen und Wassereinlagerungen in der Lunge operiert. In diesem Fall war nur mein Vater bei meiner Mutter. Sie brachten meinen Vater, der sich um meine kranke Mutter kümmerte, in das Konzentrationslager, ohne auf ihren Zustand Rücksicht zu nehmen. Damals erzählte mir meine Mutter, dass sie rund um die Uhr überwacht wurde, dass alle Kommunikationsmittel kontrolliert und abgehört wurden und dass sie bald ins Konzentrationslager gebracht werden würde. Kurz darauf, am 25. April 2018, wurde meine Mutter von der chinesischen Polizei ebenfalls in ein Konzentrationslager gebracht, ungeachtet ihres schweren Gesundheitszustands. Da ihre Gesundheit den Bedingungen im Konzentrationslager nicht standhalten konnte, durfte sie 5 Tage im Krankenhaus bleiben. Nach 5 Tagen wurde sie erneut in das Konzentrationslager gebracht. Seitdem haben wir weder zu unserer Mutter noch zu unserem Vater Kontakt.“
Der türkische Wissenschaftler Mehmet Volkan berichtet im November 2018, dass Zhenis Orazqanuly am 18. Mai 2018 entlassen worden war und wie nach Kasachstan zurückgekehrt sei. Nach Angaben vor Ort habe er noch zwei Monate Zeit habe, bevor er nach China zurückkehren müsse.
„Warum werden Menschen, die sich keiner Straftat schuldig gemacht haben, unter Verstoß gegen das Staatsbürgerschaftsgesetz verfolgt? Die chinesische Regierung tritt die Menschenwürde mit willkürlichen Verhaftungen mit Füßen, obwohl sie weiß, dass die Menschen unschuldig sind. Dies gilt nicht nur für uns, sondern auch für viele Kasachen, die aus China kommen und in Kasachstan leben. Wie viele Kinder sind von ihrem Vater oder ihrer Mutter getrennt. Deshalb rufe ich als Bürger der Republik Kasachstan die Weltmedien und internationale Menschenrechtsorganisationen auf, meinem Vater Orazkanuli Jenis und meiner Mutter Jumajankizi Kenjegul sowie anderen unrechtmäßig inhaftierten Bürgern zu helfen, damit sie freigelassen und zu ihren Familien zurückgebracht werden.“ (aus dem Apell von Zhenis Akjan vom 22. November 2018)
Quelle: www.falancamesele.wordpress.com, www.shahit.biz
Künstler: Nijat Hushur
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