Mutaellip Sidiy Quahiri, * 1950 China/ Xinjiang, in chinesischer Haft seit September 2018

Mutaellip Sidiq Qahiri, * 1950 China/Xinjiang – in Haft seit September 2018

Mutaellip Sidiq Qahiri wurde, kurz nachdem das damalige Ostturkestan von China 1949 besetzt wurde, in der jetzigen ostchinesischen Provinz Xinjiang geboren.

Er schloss im Jahre 1983 sein Studium im Bereich der uigurischen Sprachwissenschaft und Literatur an der pädagogischen Hochschule Kashgar ab. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2010 war der Wissenschaftler an der Universität Kashgar als Professor für die uigurische Sprache und als Chefredakteur der wissenschaftlichen Universitätszeitschrift.

Zu Qahiris Forschungsschwerpunkten gehörten vor allem die uigurischen Personennamen und die zeitgenössische uigurische Sprache. Sein großes Werk „Ein neu-uigurisches Onomastikon“ (2010), das mehr als 900 Seiten umfasst, gilt als Grundlagenforschung im Bereich der Uiguristik. Außerdem hat er zahlreiche Lehrbücher für das moderne Hocharabische veröffentlicht und 20 Bücher und zahlreiche Aufsätze in uigurischer Sprache publiziert.

Obwohl er seit 34 Jahren Mitglied der chinesischen kommunistischen Partei war, wurde er von der chinesischen Staatssicherheitspolizei im September 2018 verhaftet.

Dem Wissenschaftler und Redakteur wurde vorgeworfen, mit Hilfe des oben erwähnten Werks Islampropaganda zu betreiben und die arabische Kultur zu verbreiten. 

Der damals 68-Jährige leidet nach Aussagen seines Sohnes seit langem unter Herzschwäche und anderen gesundheitlichen Problemen. In den letzten Jahren sei er mehrmals operiert worden. Es gibt weder Kontakt zu seinem Vater noch sei der Verbleib der restlichen Familie bekannt.

Laut UNO hält die chinesische Regierung gegenwärtig mehr als eine Millionen Uiguren in Umerziehungslagern fest.

„Die Uiguren sehen sich als kulturell, religiös und wirtschaftlich diskriminierte Minderheit. Ihr Bevölkerungsanteil lag kurz nach der Eingliederung Xinjiangs in die Volksrepublik China 1949 bei rund 80 Prozent. Durch die gezielte Ansiedlung ethnischer Han-Chinesen ist er auf etwa 45 Prozent gesunken. Und vor allem diese Neuankömmlinge sind es, die vom wirtschaftlichen Aufschwung der Region profitieren, die reich ist an Öl, Gas und Kohle.“, schreibt der Xinjiang-Experte Adrian Zenz im SPIEGEL.

Der chinesische Staat hatte damals begonnen, die Kultur der ost-türkistanischen Völker wie die der Uiguren, Kasachen und Kirgiesen verstärkt zu unterdrücken. Damit reagierte er auf die jahrzehntelangen Feindseligkeiten zwischen dort angesiedelten Han-Chinesen und den muslimischen Einheimischen. Der chinesische Staat begründet die Existenz von Internierungslagern mit dem Kampf gegen Terrorismus. Seine Befürchtung, der IS könne die muslimischen Uiguren bei ihrem Befreiungskampf unterstützen, verschärfte die Situation. Auch gibt es in Xinjiang sehr große Kohlevorkommen, die für die VR China von besonderem strategischen Interesse sind.

„Der chinesischen Regierung geht es um eine komplette Kontrolle“, sagt Adrian Zenz. Zudem sei die Region zentral für das gigantische Infrastrukturprojekt „Neue Seidenstraße“. Das „Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang“ ist viereinhalb mal so groß wie Deutschland und grenzt an acht Länder. Darüber laufen alle Transportrouten nach Zentralasien. Käme es dort zu Aufständen, hätte das weitreichende Konsequenzen für das Prestigeprojekt.

Quelle: Wikipedia, FAZ, SPIEGEL

Künstlerin: Susanne Köhler