Luis Enrique Ramirez, * 1963 Mexiko, ermordet 2022

Luis Enrique Ramirez, * 1963 Mexiko, ermordet 2022

Luis Enrique Ramirez war etwa 40 Jahre Journalist in Mexiko. Er arbeitete als politischer Kolumnist der Zeitung EL DEBATE aus Culiacán, der Hauptstadt des westmexikanischen Staates Sinaloa. Darüber hinaus war er Mitbegründer und Betreiber der Nachrichten-Website FUENTES FIDEDIGNAS und Autor von Artikeln für nationale Zeitungen wie LA JORNADA und EL FINANCIERO. In seinen letzten Veröffentlichungen für EL DEBATE berichtete Ramírez über die Landes- und Kommunalpolitik in Sinaloa und Culiacán sowie über alle großen politischen Parteien im Landeskongress. Als Kolumnist schrieb er kritisch über die Politiker, über Parteien und Beamte des Landes, von denen viele Verbindungen zum organisierten Verbrechen haben, namentlich zum „Sinaloa-Kartell“, dem zahlreiche Morde vorgeworfen werden. 

Nach einem Bericht der Zeitschrift  RIODOCE traf sich Ramirez am 4. Mai 2022 in einem Geschäft mit mehreren bewaffneten Männern, die ihn dann entführten. Am Ort blieben Blutspuren und eine Sandale des Journalisten zurück. Am Tag darauf wurde seine Leiche in der Nähe einer unbefestigten Straße in Culiacán gefunden, eingewickelt in schwarzes Plastik und mit schweren Kopfverletzungen. Luis Ramirez wurde 59 Jahre alt.

Der Journalist hatte den Bundesstaat Sinaloa bereits 2011 aufgrund von nicht näher bezeichneten Drohungen für mehrere Monate verlassen. Die mit der Mordermittlung beauftragte Staatsanwältin erklärte, ihrem Büro seien keine aktuellen Drohungen gegen das Leben von Ramírez bekannt gewesen. Bis heute (Oktober 2022) sind die Ermittlungen ergebnislos geblieben.

Mexiko liegt auf Platz 127 von 180 in der Rangliste der Pressefreiheit 2022 von „Reporter ohne Grenzen“ (RSF), ist aber unter den nicht im Krieg befindlichen Ländern weltweit dasjenige mit dem höchsten Todesrisiko für Medienschaffende. Die Verstrickung von Politik und organisiertem Verbrechen macht es lebensgefährlich, über sensible Themen wie Korruption oder Drogen- und Menschenhandel zu berichten, und sie lähmt die juristische Verfolgung von Straftaten gegen Medienschaffende. Journalist*innen werden systematisch bedroht, verschleppt oder ermordet. Viele flüchten aus dem Land. Die Medienlandschaft, vor allem der Fernsehsektor, ist sehr konzentriert. Fast alle TV-Sender gehöreb nur zwei Medienorganisationen. Präsident Andrés Manuel López Obrador hat seit seinem Amtsantritt Ende 2018 die Bekämpfung der Korruption zur seiner Hauptaufgabe erklärt, aber bislang nicht ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt, um die Spirale der Gewalt zu stoppen. Der Präsident das feindselige Klimas gegenüber kritischen Journalistinnen und Journalisten selbst mit an.

Quellen:  Committee to Protect Journalists; derstandard.at; Reporter ohne Grenzen / RSF

Künstler: Thomas Ormond