Joachim Schaefer, *1961 Deutschland, 2010 durch Brandanschlag in Deutschland attackiert

Joachim Schaefer, *1961 Deutschland, 2010 durch Brandanschlag in Deutschland attackiert

Joachim Schaefer ist Diplomtheologe und Pädagoge. Seit 1999 ist er in der Katholischen Domgemeinde in Wetzlar tätig. Im pastoralen Raum arbeitet er mit in der Vorbereitung von Firmungen und engagiert sich im Themenbereich Migration und Integration. Er unterrichtet das Fach Religion an einer Förderschule in Wetzlar. Dort leitet er auch eine Video-AG. „Ich bin geprägt von der politischen Theologie“, sagt Schaefer. Sein Lebensthema ist, Menschen dazu zu begeistern, sich zu engagieren.

Auf seinem Rechner im Büro finden sich auf der Seite HESSENCAM rund 2000 Videos u. a. über rechte Gruppen. Mit Jugendlichen produziert er auch andere Beiträge zu Lokal- und Bundespolitik und zur Integration.

In der Nacht vom 4. auf den 5. März 2010 verübten vier Neonazis einen Brandanschlag auf sein Haus. Ein Molotowcocktail flog gegen die Haustür. Schaefer selbst war  nicht zu Hause, allerdings seine Frau und drei Kinder. Die Holztür fing Feuer und das setzte einen Vorhang im Haus in Brand. Nachbarn bemerkten das Feuer. Die Flammen konnten schnell gelöscht werden, es wurde niemand verletzt.

Bereits vorher gab es im Internet eine Reihe von anonymen Drohungen gegen Schaefer. Sie reichen von Beschimpfungen bis zur Androhung, man werde „zurückschlagen“ und „Vergeltungsmaßnahmen verüben“.

Auf der Homepage einer rechten Gruppierung in Wetzlar wurde dazu aufgerufen, Namen, Adressen, Bilder und Telefonnummern von „Antifaschisten, Antideutschen, Kommunisten, Mitgliedern in Bündnissen gegen Rechts“ zu melden. Diese wurden als „Schandflecken“ der Stadt bezeichnet.

Seit November 2009 hat es bereits zweimal Anschläge mit Farbkugeln auf das Haus der Familie Schaefer gegeben. Veranstaltungen gegen Nazis konnten nach Bombendrohungen gegen das Wetzlarer Kleinkunst-Lokal „Harlekin“ dort nur unter Polizeischutz stattfinden.

Wegen des Brandanschlags von 2010 wurde eine Sonderkommission mit 15 Beamten gebildet.  Das Landgericht Limburg verurteilte im Februar 2011 vier Anhänger der rechtsextremen Gruppierung „Anti-Antifa Wetzlar“ wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung zu mehrjährigen Haftstrafen. Der zur Tatzeit 17 Jahre alte Haupttäter wurde zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt. Seine Komplizen erhielten Haftstrafen zwischen drei Jahren neun Monaten und fünf Jahren.

Seit Januar 2013 verschandeln Aufkleber mit rechten Symbolen und Sprüchen erneut die Altstadt Wetzlars. Der Staatsschutz der Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf.

Auf einem der so genannten »Spuckies« (Aufkleber aus gummiertem Papier) ist Pastoralreferent Joachim Schaefer zu sehen. Daneben ein Bild der Tür des ehemaligen Wohnhauses Schaefers, auf das Neonazis den Brandanschlag verübt hatten. Darüber steht »Antifaschismus ist in Wetzlar eine brandheiße Sache!« Verantwortlich zeichnet der sogenannte »Nationale Widerstand Wetzlar«. 

Im Dezember 2021 demonstrierten ca. 300 Impfgegner:innen in Wetzlar. Joachim Schaefer und das Team von HESSENCAM wurden von Anfang an abgedrängt und beleidigt. Die Bedrohungen waren so vehement, dass die Pressearbeit kaum mehr möglich war. Trauriger Höhepunkt: Die Polizei sprach gegen Schaefer einen Platzverweis aus. Sie begründete dies mit den Worten: „Wir gucken Ihnen 10 Minuten zu. Und Sie provozieren die Leute.“ Die Aggressor:innen mussten keine Konsequenzen erfahren. Ihre Personalien wurden nicht festgehalten.

Quellen: www.hna.de, www.rhein-zeitung.de, mittelhessen.dgb.de, www.fr.de, www.jugendnetz-wetzlar.de, www.youtube.com/hessencam

Künstlerin: Susanne Köhler