Memetjan Abdulla, * 1977 in China / Xinjiang, verhaftet 2010 in China / Xinjiang
Der aus Karamay /Xinjiang stammende Redakteur Memetjan Abdulla absolvierte ein Studium an der Communication University of China.
Er arbeitete acht Jahre lang für den uigurischen Dienst des chinesischen Staats-Rundfunks CNR. Auch übersetzte er in seiner Freizeit Texte vom Chinesischen ins Uigurische als Betreiber und Reporter der Webseite SALKIN.
Nachdem ihm vorgeworfen wurde, Unruhen angezettelt, ausländische Journalisten informiert und einen illegalen Protest organisiert zu haben, wurde er im April 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Anlass hierfür waren die Massenunruhen 2009 in Ürümqi, der Hauptstadt des „Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang“ im Nordwesten Chinas.
Abdulla wurde beschuldigt, einen chinesisch-sprachigen Protestaufruf übersetzt und auf der uigurisch-sprachigen Website SALKIN veröffentlicht zu haben. Der Aufruf sei vom „Uigurischen Weltkongress“ mit Sitz in München gekommen. Der Protestaufruf rief zur Solidarität mit uigurischen Wanderarbeitern auf, die von Han-Chinesen überfallen worden waren.
Was war geschehen?
Im Juni 2009 wurden bei gewalttätigen Auseinandersetzungen in einer Fabrik 118 Uiguren verletzt. Als Reaktion darauf brachen am 1. April 2010 die sogenannten „Shaoguan Incident Unruhen“ aus, welche als friedliche Proteste starteten und niedergeschlagen wurden.
Die beteiligten Uiguren, darunter auch Abdulla, wurden festgenommen und erhielten die Todesstrafe oder wurden zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt. Dem damals 33-jährigen Journalisten Memetjan Abdulla wurde vorgeworfen, bei Protesten mit ausländischen Journalisten gesprochen und staatsfeindliches Gedankengut verbreitet zu haben.
Über sein Verhör und den Prozess gibt es kaum zugängliche Informationen. Über das Urteil wurde im Dezember 2010 von RADIO FREE ASIA berichtet: Bei dem nicht-öffentlichen Prozess sei ein anonymer Zeuge anwesend gewesen, über den nichts weiteres herauszufinden war.
Nach „Xinjiang Victims Database“, einer crowd-funded Datenbank, welche die Massenverhaftung und Umerziehung von Minderheiten in China dokumentiert, wird Abdulla im Gefängnis in Wusu festgehalten. Da die „Zhongxin Agriculture, Industry, and Commerce LLC“ vom Wusu-Gefängnis aus operiert, bestehe die Wahrscheinlich, daß der Journalist dort Zwangsarbeit verrichten muss.
CPJ kontaktierte im Oktober 2023 den Staatsdienst in Xinjiang und wollte Näheres zu Abdullas Fall wissen, worauf keine Reaktion folgte. Ob er einen Verteidiger hat, es ein mögliches Datum für seine Freilassung gibt oder ob er seine Familie kontaktieren kann – darüber gibt es keine Informationen. (Stand 2024)
Quellen: CPJ-Committee to protect Journalists,World Uyghur Congress, Human Rights House Foundation, Independent Chinese PEN Center
Künstlerin: Lilly Singer
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