Mustafa Tursynbayev, *1983 in Usbekistan, gestorben 2025 in Usbekistan

Mustafa Tirsymbayev war ein Journalist aus Usbekistan. Er starb 2025 in usbekischer Haft

Mustafa Tursynbayev, *1983 in Usbekistan, gestorben 2025 in Usbekistan

Mustafa Tursynbayev ist der Gründer von NUKUS ONLINE, ein unabhängiger, in Karakalpakstan beliebter Videokanal mit 153.000 Abonnenten. Die Karakalpaken sind ein zentralasiatisches Turkvolk mit heute rund 550.000 Angehörigen.

Der usbekische Präsidenten Schawkat Mirzijojew hatte  im Sommer 2022 Änderungen der Verfassung Usbekistans vorgeschlagenen, die den Status Karakalpakstans als autonome Region Usbekistans beendet hätten. Daraufhin waren am 1. Juli Proteste ausgebrochen. Im Zusammenhang mit den damaligen Unruhen in Nukus, der Hauptstadt der autonomen Region Karakalpakstan, wurden viele Karakalpaken festgenommen und gefoltert. Unter ihnen war auch Mustafa Tursynbayev.

Einen Tag nach Beginn der Proteste zog Präsident Mirziyoyev die Verfassungsänderungen zurück.

Anderthalb Jahre später, im November 2023, wurde Mustafa Tursynbayev zusammen mit einem anderen Blogger, Salamat Seitmuratov, erneut verhaftet. Im März 2024 verurteilte das Bezirksgericht Nukus beide Blogger wegen Erpressung zu fünf Jahren Haft in einer Strafkolonie. Im Juli bestätigte das Berufungsgericht das Urteil.

Tursynbayev stritt kategorisch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ab. Der einzige Beweis der Anklage war ein aufgezeichnetes Telefongespräch, das von dem zweiten Verurteilten, Salamat Seitmuratov, initiiert wurde, vermutlich auf Wunsch der usbekischen Sicherheitsdienste.

In Karakalpakstan ist die Überzeugung weit verbreitet, dass Tursynbayev wegen seiner unabhängigen journalistischen Tätigkeit unter erfundenen Anschuldigungen verurteilt wurde und dass der wahre Grund für die Verfolgung seine kritischen Veröffentlichungen sind.

Angesichts der großen öffentlichen Aufmerksamkeit für den Fall Tursynbayev und Seitmuratov schränkten die Behörden 2024 den Zugang zu Informationen ein. Die offiziellen Medien schwiegen über den Prozess. Angehörige beschwerten sich darüber, dass sie das Urteil nicht erhalten konnten, und auf der Website des Obersten Gerichtshofs Usbekistans wurde lediglich der Text des Berufungsurteils veröffentlicht, der zahlreiche Streichungen enthielt.

Nach Angaben von Via Serica (USA) verbüßte der Blogger seine Strafe in einer Kolonie in der Siedlung Tavaksai in der Region Taschkent. Via Serica ist eine Organisation, die die Interessen der globalen Karakalpak-Diaspora vertritt.

Am 16. Februar 2025 war Mustafa Tursynbayev als Gefangener auf einer Baustelle innerhalb der Strafkolonie eingesetzt. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft stürzte ein Mauerteil auf ihn. Er fiel ins Koma und starb einen Tag später in einem Krankenhaus in Taschkent.

In den letzten zwei Jahren ist dies der dritte Todesfall eines aus politischen Gründen verurteilten karakalpakischen Gefangenen.

Stand der Recherche: März 2025

Quellen: www.asiaterra.info, www.hrw.org, tmhelsinki.org

Text: Gerhard Keller

Künstlerin: Angelika Rauleder