„Egîd Roj“ Servan Seydo, *Syrien, getötet 2025 Syrien / Rojava
Der kurdische Journalist Egîd Roj stammt aus Efrîn (Afrin), einer kurdisch geprägten Region in Nordsyrien. Nach Angaben der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) schloss sich Egid Roj, der mit bürgerlichem Namen Şervan Seydo hieß, 2012 zunächst der Verteidigung der Rojava-Revolution an. Nach einer Weile wechselte er in den Pressebereich und wurde „ein engagierter Journalist“ mit Fokus auf den Widerstand.
Die Stadt Afrin wurde 2018 im Zuge eines Angriffskrieges der Türkei und der von ihr unterstützten islamistischen Miliz SNA (Syrische Nationale Armee) besetzt. Seit der Vertreibung aus seiner Geburtsstadt hatte Egîd Roj seine Arbeit der Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen in Nord- und Ostsyrien gewidmet. Bevor er Ende 2024 sein Einsatzgebiet an den Euphrat verlegte und auch die Mahnwache am Tişrîn-Staudamm beobachtete, arbeitete er in der Şehba-Region. Dort begleitete er auch die Evakuierung der Bevölkerung aus der Stadt Tel Rifat. Diese Stadt wird nun ebenfalls von dschihadistischen Gruppen, die von der Türkei unterstützt werden, kontrolliert.
Der Ende Zwanzigjährige berichtete zuletzt von der Front am Euphrat über die Angriffe der türkischen Armee und der SNA auf die selbstverwaltete Region Nord- und Ostsyrien. Dabei verfolgte er auch die Kriegshandlungen an der Tişrîn-Talsperre, die zu dieser Zeit im Fokus einer türkisch-dschihadistischen Offensive liegt. Egîd Roj wurde am 15.Februar 2025 bei einem türkischen unbemannten Drohnenangriff auf die Talsperre Tişrîn getötet worden.
Seit Anfang Dezember 2024 wurde der südlich von Kobanê gelegene Tişrîn-Staudamm von der türkischen Armee und der islamistischen Miliz SNA täglich angegriffen und war infolge schwerer Kriegsschäden außer Betrieb. Über 400.000 Menschen im Kanton Firat sind seitdem von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Laut der Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES) droht zudem auch ein Dammbruch. Die Türkei will die Anlage einnehmen und die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) bis zur symbolträchtigen Grenzstadt Kobanê östlich des Euphrat-Flusses drängen.
Neben dem Staudamm selbst wird auch die auf dem Dammgelände stattfindende Friedenswache regelmäßig angegriffen. Fahrzeugkonvois mit Teilnehmenden gerieten seit Beginn der Aktion am 8. Januar 2025 ebenfalls ins Visier der türkischen Truppen und ihrer islamistischen Verbündeten. Dabei kamen nach Angaben des Gesundheitskomitees der DAANES zwei Dutzend Zivilpersonen ums Leben, über 200 weitere wurden verletzt. Unter den Verletzten befanden sich auch der deutsche Physiotherapeut Jakob Rihn sowie die aus Eberstadt bei Heilbronn stammende Umweltaktivistin Lea Bunse. Beide waren nach eigenen Angaben als freiwillige Helfer im Norden Syriens unterwegs.
Die türkische Armee und ihre islamistischen Verbündeten gehen offenbar gezielt gegen die Berichterstattung über die Lage in Nord- und Ostsyrien vor. Bereits im Dezember 2024 wurden mit Nazım Daştan und Cihan Bilgin zwei kurdische Journalist:innen bei einem türkischen Drohnenangriff in der selbstverwalteten Region getötet. Im Januar 2025 wurde außerdem der Journalist Aziz Köylüoğlu bei einem gezielten Drohnenschlag des türkischen Staates in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) getötet. Er hatte ebenfalls zur Berichterstattung über die türkischen Kriegsverbrechen in Nord- und Ostsyrien beigetragen.
Stand der Recherche: Februar 2025
Quellen: anfenglish.com, anfdeutsch.com, civaka-azad.org, maz-online.de, www.stimme.de
Text: Gerhard Keller
Künstlerin: Susanne Köhler
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.