Ahmad Abu Hussein, * 1994 Palästina/Gaza, getötet 2018 Gaza
Der Journalist und Kameramann Ahmad Abu Hussein arbeitete für den palästinensischen Radiosender SHAAB und BISANN NEWS.
Von den Freitagsprotesten am Grenzzaun zu Israel berichtete Hussein am 13. April live vor Ort. Ein Video des Vorfalls zeigt, dass sich Hussein fernab des Grenzzauns mit seiner Kamera in der Hand zwischen friedlich stehenden Demonstranten befand, als ihn ein gezielter Schuss unterhalb seiner Schutzweste traf. Der 24-Jährig starb zehn Tage später an den schweren Verletzungen.
Die Armee verweigert bisher jede Auskunft darüber, ob die Verantwortlichen bestraft werden. Sie erklärte lediglich, „nicht gezielt auf Journalisten“ zu schießen. Diese Aussage steht allerdings im Kontrast zu den Zahlen: 30 Journalisten wurden innerhalb weniger Wochen in Gaza mit scharfer Munition beschossen, zwei wurden getötet und weitere drei wurden von Gummistahlkugeln verletzt. Alle Journalisten waren dabei mit Schutzwesten ausgestattet, auf denen deutlich lesbar das Wort „PRESSE“ aufgedruckt war. Damit waren sie für die israelische Armee eindeutig als Journalisten zu erkennen.
An der Richtigkeit der Armeedarstellung sind noch mehr Zweifel aufgekommen, als der Armeesprecher selbst in einem – später gelöschten – Tweet erklärt hatte, man wisse genau, „wo welche Kugel gelandet“ sei. Alles habe man exakt geplant und präzise ausgeführt. Dies bestätigte auch ein Soldat, der als Reservist einen Monat zuvor am Gazazaun im Einsatz war. An jenem 14. Mai waren allein 63 Demonstranten erschossen worden. In einem Beitrag für die Times of Israel beteuerte er zwar, dass die Armee alles unternehme, scharfe Munition – mit der die beiden Journalisten getötet wurden – nur „als letztes Mittel“ einzusetzen.Gleichzeitig schrieb er jedoch: „Die IDF platziert hochrangige Offiziere an allen Einsatzstellen, um sicherzustellen, dass jeder Schuss genehmigt ist und die Absegnung durch eine verantwortlichen Person mit der erforderlichen Autorität hat… Ich kann durch meine persönlichen Erlebnisse bezeugen, dass jede Kugel und jeder Treffer genauestens in Excel Dateien registriert, dokumentiert und untersucht wird. Ich war da, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.“
Die Freitagsproteste richten sich gegen die Blockade seit 2007, die Israel und Ägypten verhängt hatten. Die Blockade soll den Waffennachschub für militärische Organisationen unterbinden – sie verschlimmert aber auch Armut und Arbeitslosigkeit in dem dicht besiedelten Gebiet. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas hatte zu den Protesten am Grenzzaun aufgerufen. Während der Feiern zum 70-jährigen Bestehen will Israels an die Vertreibung vieler Palästinenser aus dem heutigen jüdischen Staat erinnern – eine Provokation, da viele Nachfahren der Flüchtlinge im Gazastreifen ein „Recht auf Rückkehr“ fordern. Israel lehnt dies ab.
Quelle: Palästina-nachrichten.de, Zeit.de
Künstlerin: Susanne Köhler
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