Juri Petrowitsch Schtschekotschichin, *1950 Sowjetunion / Aserbaidschan, 2003 in Russland gestorben, wahrscheinlich vergiftet
Juri Petrowitsch Schtschekotschichin war ein bekannter Menschenrechtsaktivist, Journalist und Duma-Abgeordneter. Er wurde in Kirowabad in der Aserbaidschanischen Sozialistischen Republik, einem Teilstaat der Sowjetunion geboren. Er absolvierte 1975 an der Moskauer Universität den Studiengang Journalismus. Bereits 1967 bis 1970 arbeitete er für die Tageszeitung MOSKOWSKI KOMSOMOLEZ als Korrespondent, von 1971 bis 1980 sogar als Sonderkorrespondent für die Tageszeitung KOMSOMOLSKAJA PRAWDA. Ab 1980 war er bei der Wochenzeitung LITERATURNAJA GASETA beschäftigt. 1992 veröffentlichte er einen Artikel über Korruption im Moskauer Bürgermeisteramt und war 1995 Autor und Redakteur der Sendung „Journalistische Untersuchung“. Diese wurde jedoch rasch wieder abgesetzt, weil sie die „Lage im Land destabilisiert“.
1990 wurde der 40-jährige Schtschekotschichin in das Parlament der Sowjetunion gewählt. Er war von 1990 bis 1992 Mitglied des „Komitees für Bekämpfung von Verbrechen und Privilegien“. Seit 1997 arbeitete er für die Zeitung NOWAJA GASETA. Im gleichen Jahr wurde er zum Mitglied der Duma gewählt. Dort war er Teil eines Ausschusses, welches die Korruption in den Ämtern und bei Amtspersonen in Russland überprüfte. Er war ebenso der publizistische Wortführer der Opposition wie ein Kritiker des Zweiten Tschetschenienkriegs (1999 – 2009).
Der mutige Journalist Juri Petrowitsch Schtschekotschichin starb unter ungeklärten Umständen im Alter von 53 Jahren. Am 21. Juni 2003 wurde er in einem lebensbedrohlichen Zustand in ein Moskauer Krankenhaus eingeliefert und verstarb am 3. Juli 2003. Die offizielle Todesursache: eine allergische Reaktion, das „Lyell-Syndrom“. Politische Weggefährten zweifelten dies jedoch an. Schtschekotschichin habe an keinen Allergien gelitten und alle Versuche, die Umstände seines Todes zu untersuchen, seien von offizieller Seite verhindert worden. Weder konnte das Autopsie-Ergebnis eingesehen werden noch seine Blutproben gesichert werden. 3
Russische und ausländische Medien vermuten, dass er durch radioaktives Polonium-210 getötet wurde. Der Chefredakteur der NOWAJA GASETA ist ebenso von einer Vergiftung überzeugt. So gilt sein Tod, obwohl er nicht aufgeklärt werden konnte, in oppositionellen Kreisen als einer der großen politischen Morde Russlands. Sein wohl bekanntestes Zitat – „Sprechen oder nicht sprechen ist manchmal wichtiger als Sein oder Nichtsein.“ – ist für russische Journalisten und Oppositionelle daher aktueller denn je. (Stand Januar 2022)
Quellen:
https://www.bjv.de/news/kritik-kann-den-job-oder-leben-kosten
https://de.wikipedia.org/wiki/Juri_Petrowitsch_Schtschekotschichin
Küntlerin: Maria von Stülpnagel
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.