Margarito Martinez Esquivel, * 1973 Mexiko, ermordet 2022 Mexiko

Margarito Martinez Esquivel, * 1973 Mexiko, ermordet 2022 Mexiko

Margarito Martinez Esquivel arbeitete über 10 Jahre als freier Journalist und Fotograf in Tijuana, einer Stadt in Norden Mexikos. Er schrieb sowohl für die mexikanische Presse als auch für große ausländische Nachrichtenagenturen, wie die BBC, WASHINGTON POST und LOS ANGELES TIMES. Er berichtete über die ansässigen Drogenbanden, die in Revierkämpfen um Handelsrouten gegeneinander kämpfen. Martinez hatte sich auf das Fotografieren von Tatorten spezialisiert.

Am 17. Januar 2022 wurde er mittags vor seinem Haus in den Kopf geschossen und erlag noch am Tatort seinen Verletzungen. Seine 16-jährige Tochter fand ihren Vater leblos neben seinem Auto, nachdem sie drei Schüsse gehört hatte und nachsehen wollte.

Laut seinen Kollegen und Freunden hatte Martinez mehrfach über Drohungen gegen ihn auf FACEBOOK berichtet und war im Dezember 2021 einem staatlichen Schutzprogramm beigetreten. 

Von 2000 bis 2021 wurden in Mexiko 145 Journalistinnen und Journalisten ermordet. Das Land gilt weltweit als das gefährlichste für Medienschaffende. Es sind meist Lokaljournalisten, die investigativ arbeiten und Verbindungen zwischen dem organisierten Verbrechen, der Politik und Polizei sowie dem Militär aufdecken. Die Verbrechen werden selten geahndet, die Täter fast nie gefaßt. In 99 Prozent der Fälle gibt es keine Urteile. Laut der Organisation „Articulo 19“ („Artikel 19“, eine 1987 gegründete internationale Organisation mit Sitz in London, die die Meinungsfreiheit und das Recht auf Information verteidigt) kam es zwischen 2010 und 2018 bei 1140 Untersuchungen lediglich zu 10 Verurteilungen. Rund 800 Journalistinnen und Journalisten sind Teil staatlicher Schutzprogramme. Durch korrupte Polizisten fühlen sie sich jedoch trotzdem nicht sicher. In den vergangenen Jahren wurden trotz ihres Schutzes mindestens 7 Journalisten getötet. Dazu kommt, daß der mexikanische Präsident Adrés Manuel López Obrador zu Journalist:innen ein sehr schwieriges Verhältnis hat. Diejenigen, die ihn kritisieren, diskreditiert er. Er veröffentlichte eine Liste mit Namen von Journalist:innen, die ihm missfielen und lud somit ein, gegen die Presse vorzugehen. Um die Geschichten ihrer ermordeten Kolleg:innen weiter zu verfolgen und zu veröffentlichen, hat das internationale Journalist:innen Netzwerk „Forbitten Stories“ das „Kartell-Projekt“ ins Leben gerufen. Dort recherchieren 60 Journalist:innen aus 18 Ländern (in Deutschland: WDR, NDR, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und DIE ZEIT) über die weltweit agierenden mexikanischen Kartelle und ihre politischen Verbindungen.

(Stand: Februar 2022)

Quelle: CPJ, Deutsche Welle, Tagesschau.de, REUTERS.

Künstlerin: Christine Krahé