Odeh Hadalin „Awdah Hathaleen“, * 1994 Palästina / Westjordanland, ermordet 2025 

odeh hadalin war ein Medienmitarbeiter in Palästina Westjordanland. Er wurde 2025 ermordet

Odeh Hadalin „Awdah Hathaleen“, * 1994 Palästina / Westjordanland, ermordet 2025 

 Awdah Hathaleen war ein palästinensischer Aktivist und Berater für den preisgekrönten Dokumentarfilm „No Other Land“ (2024). Er wurde von einem israelischen Siedler, einem berüchtigten Gewalttäter, erschossen.

Odeh Muhammad Khalil al-Hathalin,, besser bekannt als „Awdah Hathaleen“ war ein Beduinen-Englischlehrer und Aktivist gegen Siedlergewalt. Er war seit seinem 17. Lebensjahr aktivistisch tätig.  

Seit 2022 engagierte er sich für eine italienische Stiftung für Jugendbildung und nahm an Camps in der Toskana teil. In dem Jahr wurde Hathaleens Onkel Haj Suleiman von einem Abschleppwagen der israelischen Polizei überfahren und getötet. Niemand wurde für die Tat verurteilt.

Awdah Hathaleen wirkte an den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm „No Other Land“ mit. Dieser erhielt 2024 den Oskar in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“. Der Film gewährt erschütternde Einblicke in den Alltag im Westjordanland.

Im Juni 2025 sollte Hathaleen im Rahmen einer interreligiösen Vortragsreise in mehreren US-amerikanischen Städten in Kalifornien auftreten, durfte jedoch den Flughafen von San Francisco nicht verlassen und wurde von der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde nach Katar abgeschoben.

Am 28. Juli 2025 erklärte Yuval Abraham, Regisseur von „No Other Land“, dass Hathaleen von einem israelischen Siedler tödlich in die Lunge geschossen worden sei. Die Tötung ereignete sich in den südlichen Hebron-Hügeln im Westjordanland im Dorf Umm al-Khair. Dieses liegt  in der Region Masafer Yatta, auf die sich der Oskar-gekrönte Dokumentarfilm konzentriert hatte. Laut Aktivisten aus Umm al-Chair ereignete sich der Mord, nachdem ein Siedler in einem Bulldozer durch ihr Land gefahren war und Bäume und Grundstücke zerstört hatte. Das Dorf liegt direkt unterhalb der israelischen Siedlung Karmel, die 1980 gegründet wurde.

Als ein Bewohner auf den Bulldozerfahrer zuging und ihn zum Anhalten aufforderte, schlug der Fahrer ihn mit der Schaufel des Bulldozers nieder. Daraufhin begannen die Anwohner, Steine zu werfen, und laut Augenzeugen soll Levi danach aus der Siedlung gekommen sein und begonnen haben, um sich zu schießen. Odeh Hadalin, der in einiger Entfernung von der Auseinandersetzung stand, wurde dabei von einer Kugel getroffen.

Der Täter wurde von Abraham und den Dorfbewohnern als Yinon Levi identifiziert, ein israelischer Siedler, der vom Vereinigten Königreich und der Europäischen Union sanktioniert und zuvor von den USA unter der Biden-Regierung sanktioniert worden war. Die letztgenannten Sanktionen wurden von der Trump-Regierung aufgehoben. 

Ein am 28. Juli aufgenommenes Video zeigt, wie Levi zum Zeitpunkt der Tötung von Hathaleen wild mit seiner Waffe auf die Dorfbewohner schießt. Hathaleen wurde in ein Krankenhaus in Israel gebracht, wo er seinen Verletzungen erlag. 

Eine amerikanische Krankenschwester versuchte, Hathaleen nach seiner tödlichen Verwundung durch Herz-Lungen-Wiederbelebung zu helfen. Sie wurde nach der Schießerei zusammen mit einem italienischen Staatsbürger für 24 Stunden von den israelischen Behörden festgenommen. Außerdem  berichtete sie, dass mehrere Dorfbewohner mit verbundenen Augen und mit Plastikfesseln an den Händen auf dem Boden der Polizeistation saßen, während Levi frei herumlief und Zigaretten mit den Polizisten teilte. Die Amerikanerin wurde anschließend nach Jordanien abgeschoben.

Die israelischen Streitkräfte (IDF) beschrieben die tödliche Attacke so, dass „Terroristen“ in der Nähe der jüdischen Siedlung Carmel in Judäa Steine auf israelische Zivilisten geworfen hätten.

Am Tag nach dem Mord bestätigte ein israelisches Gericht Levis Behauptung, er habe in „Notwehr” gehandelt, und verhängte gegen ihn drei Tage Hausarrest. Danach wurde er freigelassen. 

Anders der Umgang mit den Palästinenser:innen: israelische Polizeikräfte stürmten die geplante Trauerfeier für Hathaleen, entwendeten seine Leiche und durchsuchten laut Zeugenaussagen mehrfach die Häuser seiner Familie, nahmen vierzehn willkürliche Festnahmen vor und schlugen Anwohner.

Die Polizei begründete die Mitnahme von Hathaleens Leiche damit, dass die Familie sich geweigert habe, ein Dokument mit zehn Bedingungen für seine Beerdigung zu unterzeichnen, darunter die Beschränkung der Zeremonie auf maximal 15 Teilnehmer – eine Zahl, die unter der seiner engsten Verwandten liegt – und die Beerdigung außerhalb seines Dorfes.Die israelischen Behörden behaupten, dass solche Bedingungen notwendig seien, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, während die Freundin der Familie, Karin Wind, kommentierte, dass damit der Eindruck erweckt werden solle, „als wäre nichts passiert und niemand würde kommen”.

Nach der Entführung von Hathaleens Leichnam traten etwa siebzig Frauen aus der Umgebung in einen Hungerstreik. Sie planen, ihn solange fortzusetzen, bis die Leiche zurückgegeben und die palästinensischen Häftlinge freigelassen werden.

Gleichzeitig lehnte Richterin Chavi Toker vom Jerusalemer Amtsgericht (die erste ultraorthodoxe Frau in Israel, die als Richterin tätig ist) einen Antrag der Polizei auf Verlängerung des Hausarrests von Levi bis zum 9. August ab. Ihre Begründung: Lokale Aktivisten hätten Levis Aussage bestätigt, dass er nicht der Schütze sei. Sogar die Polizei legte gegen diese Entscheidung der Richterin Berufung ein.

Seit dem 4. August 2025 ist Levi in seiner Siedlung Carmel auf freiem Fuß, während einige Verwandte von Hathaleen weiterhin inhaftiert sind und seine Leiche nicht zurückgegeben wurde.

Awdah Hathaleen wurde 31 Jahre alt, war verheiratet und hinterlässt Frau und drei Kinder.

Mehrere Aktivisten, die mit Hathaleen befreundet waren, trauerten öffentlich um seinen Tod, darunter Yuval Abraham, Mattan Berner-Kadish, Rabbi Lev Taylor, Danielle Bett, Andrey X und Giacomo Mininni. Sie verurteilten die unvermindert anhaltende Eskalation der Gewalt durch jüdische Siedler, die Palästinenser im Westjordanland dazu zwingt, nach und nach ihre Heimatdörfer zu verlassen.

Das französische Außenministerium verurteilte die Tötung von Hathaleen als Mord und die Gewalt der Siedler als „Terrorismus“. Sie forderte die israelischen Behörden auf, den Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Amnesty International verurteilte die Tötung und schrieb, dass es sich um „eine verheerende Tragödie und eine brutale Erinnerung an die unerbittliche Gewalt gegen palästinensische Gemeinden im besetzten Westjordanland“ handele und dass „das vorsätzliche Versäumnis der israelischen Behörden, echte und unparteiische Ermittlungen zu Angriffen von Siedlern auf Palästinenser durchzuführen, sofortige und unabhängige internationale Ermittlungen zu dieser Tötung und anderen ähnlichen Angriffen auf Palästinenser im besetzten Westjordanland, einschließlich Ostjerusalem, erfordert“. 

„Jewish Voice for Peace“ verurteilte die Tötung von Hathaleen ebenfalls und schrieb, sie sei das Ergebnis „brutaler Gewalt durch Siedler“ und dass sie als Organisation „die Gewalt und Expansion der Siedler ablehnen“ und sich erneut „dem mutigen, liebevollen Widerstand verschreiben, den Awda verkörperte – einem Geist, der alle inspirierte, die das Privileg hatten, ihn zu kennen“.

Die Tötung wurde von der internationalen Gemeinschaft und Menschenrechtsgruppen angesichts der anhaltenden Gewalt der jüdischen Siedler in den besetzten Gebieten seit Beginn des Gaza-Krieges scharf verurteilt. „Seit Oktober 2023 wurden im besetzten Westjordanland mindestens 1.000 Palästinenser getötet. Etwa 9.500 wurden verwundet und 6.800 vertrieben, während israelische Truppen oder Siedler, die Hand in Hand arbeiten, 3.232 Gebäude zerstörten.“ ist bei WSWS(World Socialist Web Site) zu lesen.

Wer ist Yinon Levi?

WSWS fasst zusammen: „Levi ist ein so dreister Verbrecher, dass er von der Europäischen Union und sogar der Biden-Regierung sanktioniert wurde. Die EU erklärte im April 2024, Levi habe sich von seinem Wohnsitz im illegalen landwirtschaftlichen Außenposten Mitarim an mehreren Gewalttaten gegen benachbarte Dörfer beteiligt. Dazu gehörten insbesondere die Stürmung und Beschädigung von Häusern palästinensischer Familien, u.a. in Anwesenheit von Frauen und Kindern, sowie das Hetzen von Hunden auf palästinensische Schäfer, um sie physisch anzugreifen, während seine Herde auf deren Privatgrund graste. Er ist daher verantwortlich für schwerwiegende und umfangreiche Menschenrechtsverstöße und -verletzungen.“

Die TIMES fügte hinzu, dass der Oberste Gerichtshof Israels einen Fall verhandelt, der von Palästinensern in der Nähe von Hebron angestrengt wurde, laut denen Levi am 16. Oktober 2023 in Begleitung von israelischen Soldaten auf einem Traktor in das palästinensische Dorf Susiya eingedrungen und sich an der Zerstörung von Olivenbäumen, Feldfrüchten und Brunnen beteiligt hat, woraufhin die Einwohner aus dem Dorf flohen.

AL JAZEERA weist daraufhin, dass diese Sanktionen gegen Levi nicht nur wirkungslos seien, sondern ermöglichten dem israelischen Regime auch, sich der Verantwortung zu entziehen, da sie sich immer nur gegen einzelne Siedler statt gegen die ganze Maschinerie des Siedler-Kolonialismus zu richten. Auf diese Weise könne Israel die Gewalt der Siedler als einzelne Abweichungen darstellen, obwohl sie eine Fortsetzung der staatlichen Politik ist.

Laut der NEW YORK TIMES kam das US-Außenministerium im Februar 2024 zu dem Schluss, dass Levi Siedlergruppen angeführt hat, die „palästinensische und beduinische Zivilisten angegriffen und ihnen mit weiterer Gewalt gedroht haben, wenn sie ihre Unterkünfte nicht verlassen, sowie ihre Felder niedergebrannt und ihr Eigentum zerstört haben“.

Im Juni 2024 führte die ASSOCIATED PRESS (AP) ein Interview mit Levi im Rahmen eines Artikels mit der Überschrift: „Israelische Siedler im Westjordanland wurden mit internationalen Sanktionen belegt. Das hat sie nur noch ermutigt.“ AP schrieb: Nachdem die Banken seine Konten eingefroren hatten, sammelte seine Gemeinde Tausende von Dollar für ihn, und der israelische Finanzminister versprach, sich für die sanktionierten Siedler einzusetzen. Zwei Monate nach Verhängung der Sanktionen erhielt Levi Zugriff auf sein Geld. Levi und andere sanktionierte Siedler erklärten gegenüber AP, die Maßnahmen seien „höchstens ein Ärgernis“.

Mehrere Palästinenser in zwei Dörfern in den Hügeln südlich von Hebron erklärten im Juni 2024 ebenfalls gegenüber AP, dass sie von ihrem Land vertrieben werden. Mehrere von ihnen behaupteten, Levi habe sie nach der Verhängung der Sanktionen bedroht. Ein Mann sagte, als er im Februar mit seinen Schafen unterwegs war, habe ihn Levi mit einer vorgehaltenen Waffe bedroht, alle Orte aufgezählt, an denen er Menschen vertrieben hatte, und gedroht, ihn zu töten, falls er zurückkehrt.

„Er sagte zu mir: ‚Ich habe von Zanuta bis nach ad-Dhahiriya Leute vertrieben… Ich bin aus der Familie von der Farm der Verrückten‘“, 

so Ahmed, der aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen nur seinen Vornamen nennen wollte.

Quelle: Wikipedia, New York Times, wsws.org

Künstlerin: Susanne Köhler