Tayson Lartigue, * 1992 in Haiti, ermordet 2022 Haiti

Tayson Lartigue war ein journalist aus Haiti. Er wurde 2022 ermordet

Tayson Lartigue, * 1992 in Haiti, ermordet 2022 Haiti

Tayson Lartigue hatte als Videoreporter für das haitianische Digitalportal  KOZE PEP LA gearbeitet. Später gründete er TIJEN JOURNALIS, das über lokale und aktuelle Nachrichten auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und TikTok berichtete.

Am 11. September 2022 war der junge Journalist mit seinem Kollegen Frantzen Charles in einer Gruppe von fünf weiteren Journalisten in Cité Soleil, einer Stadt nahe Port-au-Prince, unterwegs. Rivalisierende bewaffnete Gruppen hatten sich in Cité Soleil seit mehreren Wochen gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert

Die Journalisten wollten über diese andauernde Gewalt durch Banden berichten. Die Gruppe wollte die Mutter der 17-jährigen Christella Delva interviewen. Das Mädchen war am 10. September während der Fahrt in einem Lieferwagen von einer verirrten Kugel in den Kopf getroffen und getötet worden. Als die Journalisten gegen 15 Uhr das Interview abgeschlossen hatten, begaben sie sich auf den Rückweg. Tayson Lartigue und sein Kollege Frantzen Charles fuhren auf Motorrädern an der Spitze der Gruppe gerade durch den Stadtteil „Dèyè Mi“in der Nähe eines stillgelegten Krankenhauses von Ärzte ohne Grenzen. Da wurde das Feuer auf sie eröffnet. Beide Journalisten starben.

Ricot Librun, ein Mitglied der Journalistengruppe, die dem Hinterhalt entkommen konnte, sagte der HAITIAN TIMES, er habe „vier bis fünf Männer“ gesehen, die er als Mitglieder der G9-Gang identifizierte, die das Gebiet bewachen. Einer von ihnen habe das Feuer auf das Motorrad von Charles und Lartigue eröffnet. „Sie schossen so viel, dass ich den Rückwärtsgang einlegen und zurückfahren musste, um den Kugeln zu entgehen“, sagte Librun. Mitglieder der Ti Gabriel-Gang, die sich in der Gegend aufhielten, schossen zurück, um die G9-Mitglieder zurückzudrängen. Ein weiterer Augenzeuge berichtet, dass die Angreifer Charles und Lartigues Motorrad und ihre Reportageausrüstung beschlagnahmt hätten. Die gesamte Gruppe sei gezielt ins Visier genommen worden, fügte er hinzu: „Die Banditen ließen einen Motorradtaxifahrer, der auf der Straße unterwegs war, passieren, bevor sie zu schießen begannen.“

Das Kollektiv der Online-Medien (CMEL), einer Vereinigung von Online-Journalisten, berichtete später, dass die Organisation mit den Familien von Charles und Lartigue zusammenarbeite, um zu versuchen, ihre Leichen zu bergen. Ihnen wurde allerdings mitgeteilt, dass die Bandenmitglieder die Leichen der Reporter verbrannt hätten, so dass es nicht möglich sei, sie zu bergen.

„Meine Freunde, meine Brüder, meine Landsleute, gebt mir die Leiche meines Mannes“, sagte seine Witwe Alexis der  THE HAITIAN TIMES unter heftigem Schluchzen. „Seit Sonntag lebe ich nicht mehr“, sagt sie. „Tayson ist verschwunden und hat mich mit seiner Tochter allein gelassen, die nach ihrem Vater schreit und nicht isst. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Mann war alles für mich.“

Tayson Lartigue wurde nur 30 Jahre alt.

„Familien, die aufgrund von Bandenmorden trauern, sind in Haiti an der Tagesordnung, da die Banditen in der Nachbarschaft immer mehr Waffen und Rücksichtslosigkeit an den Tag legen. Alexis ist die jüngste von Hunderten von Familien, die nicht nur einen Verlust zu beklagen haben, sondern sich auch damit auseinandersetzen müssen, wie sie ihre Angehörigen, von denen viele in ihren letzten Momenten Grausamkeiten erleiden, angemessen beerdigen und betrauern können. Zwischen Januar und Juni (2022) wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 930 Menschen in der rund 3 Millionen Einwohner zählenden Metropole getötet. Seitdem sind fast täglich zahlreiche Menschen ums Leben gekommen, zuweilen bei heftigen Schießereien. In letzter Zeit haben einige Banden Menschen in Brand gesteckt (…) Nach einer Zählung der Menschenrechtsgruppe Fondasyon Je Klere (FDJ) gibt es in Haiti mindestens 150 Banden. Die haitianischen Behörden haben keine Statistiken über die Zahl der gemeldeten Morde vorgelegt. Entführungen und Morde führen zu weiteren Todesfällen.“ schreibt die HAITIAN TIMES.

Quelle: CPJ, Haitian times.com

Künstlerin: Maria von Stülpnagel