Jovo Martinovic, * Montenegro, wiederholt in Haft seit Oktober 2015, inzwischen freigesprochen

 

Jovo Martinovic, * Montenegro, wiederholt in Haft seit Oktober 2015, inzwischen freigesprochen

Der montenegrinische Investigativjournalist Jovo Martinovic berichtet seit 15 Jahren über das organisierte Verbrechen in den westlichen Balkanstaaten.

Er arbeitete für internationale Medien wie den ECONOMIST und die FINANCIAL TIMES.

Seine Nachforschungen haben zur Festnahme und Verurteilungen serbischer und albanischer Paramilitärs und schließlich einem neuen Kriegsverbrecherprozesses in Den Haag geführt.

Martinovic arbeitete an einem amerikanischen Dokumentarfilm “Massaker in Cuska“, der von einem Angriff auf ein ethnisch-albanisches Dorf im Kosovo handelte. Im Jahr 1999 hatte ein serbisches Todesschwadron dabei 41 unbewaffnete Zivilisten getötet.

Darüber hinaus arbeitete der Journalist mehr als 10 Jahre mit Matt McAllester, einem Pulitzer-Gewinner zusammen. Für NEWSDAY recherchierten sie zu Kriegsverbrechern und organisierte kriminelle Gruppen auf dem Balkan.

Im Jahr 2014 arbeitete er mit VICE an einer Dokumentarserie namens „Pink Panthers“ über einen berühmten Ring von Balkan-Dieben, die verdächtigt wurden, Gold und Edelsteine im Wert von mehreren hundert Millonen Euro von einigen der teuersten Juweliere der Welt gestohlen zu haben.

Zuletzt produzierte  Martinovic einen Dokumentarfilm über illegalen Waffenschmuggel vom Balkan nach Westeuropa: „La Route de la Kalashnikov“ für die französische Produktionsfirma CAPA. Er nutzte geschickt seine Quellen innerhalb der organisierten Kriminalität  – was ihm zum Verhängnis werden sollte.

Denn nach seiner Verhaftung im Oktober 2015 warf man ihm vor, selbst an einem Drogenhändlerring beteiltigt zu sein. Martinovic wies dies strikt zurück. Im Prozess sagte der wegen Bandenkriminalität vorbestrafte mutmaßliche Chef des Drogenrings aus, Martinovic habe ausschließlich als Journalist und Dokumentarfilmer mit den übrigen Beschuldigten in Kontakt gestanden. Seitdem saß der mutige Journalist 15 Monate lang in Untersuchungshaft. Seine Verurteilung zu 18 Monaten Gefängnis wurde von einem Berufungsgericht vier Jahre später revidiert – aus Mangel an Beweisen.

Ein Jahr später, 2020  wurde er allerdings erneut verurteilt. Am 27.Januar 2023 wurde er erneut freigesprochen und war 7 Jahre nach seiner ersten Verurteilung juristisch rehabilitiert. LEMONDE DIPLOMATIQUE schreibt dazu: „Der späte Sieg für die Pressefreiheit muss allerdings noch vom Obersten Gericht Montenegros bestätigt werden. Damit rechnen Beobachter auch deshalb, weil sich die Verhandlungen über den EU-Beitritt Montenegros in einem entscheidenden Stadium befinden.“

Martinovic wurde 2018 mit dem Peter-Mackler-Preis (für besondere journalistische Leistungen)  ausgezeichnet. Er konnte wegen seiner Inhaftierung nicht zur Preisverleihung nach New York reisen.

Quellen: www.deutschlandfunkkultur.de, Reporter ohne Grenzen, wikipedia, Frankfurter Rundschau, LeMonde diplomatique Februar 2023

Künstlerin: Susanne Köhler