Abisai Pérez Romero, * 1994 Mexiko, unter rätselhaften Umständen 2023 in Mexiko gestorben

abisai perez romero war ein  journalist und aktivist aus Mexiko. Er wurde 2023 getötet

Abisai Pérez Romero, * 1994 Mexiko, unter rätselhaften Umständen 2023 in Mexiko gestorben

Pérez Romero war ein Journalist und Student an der „Metropolitan Autonomous University“ in Mexiko-Stadt. Der 29-Jährige arbeitete an einem „Atlas für Umweltgerechtigkeit“ ( https://ejatlas.org/conflict/rio-tula-y-el-tunel-emisor-oriente-teo ) sowie am Programm zur Dokumentation von ­sozio-ökologischen Konflikten mit. Auf dem You-Tube-Kanal EL PERROMERO berichtete über die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Projekten im in den Peripherien der Millionenmetropole Mexiko-Stadt. Der Bundesstaat Hidalgo werde als Mülleimer benutzt, bemerkte Romero. Er analysierte die Auswirkungen des gigantischen Abwassertunnels im Mezquital-Tal und forschte zu den Folgen der regionalen Mülldeponie in der Gemeinde Dendhó und denen der Kläranlage von Atotonilco. Das Mezquital-Tal in Hidalgo ist aufgrund seiner Abwässer- und Abfallproblematik als eine der »Umwelthöllen« Mexikos bekannt. Pérez Romero dokumentierte verschiedene Widerstandsprozesse der indigenen Gemeinden vor Ort und stand in Kontakt mit dem Netzwerk für Umweltbewusstsein „Queremos Vivir“ (Wir wollen leben). Pérez Romero stand ebenfalls in Verbindung mit dem Umweltverteidigungskomitee von Atitalaquia, das die Einrichtung einer Mülldeponie in der Gemeinde Dendhó anprangert und Gerechtigkeit für die Ermordung eines Umweltaktivisten ein Jahr zuvor fordert.

»Seit einer seiner Genossen vor einem Jahr nach einer Kundgebung ermordet wurde, war Abisai bewusst, dass er mit seinem Journalismus und Aktivismus gefährlich lebt«, sagte seine Freundin und Kollegin Monika Streule, die als Stadtforscherin für die London School of Economics in Mexiko arbeitet, bei einem Telefonat mit JUNGE WELT. Jesús Bañuelos Acevedo wurde im Protestcamp gegen die Mülldeponie in der Gemeinde Atitalaquia am 20. Juni 2022 von einem bewaffneten Kommando ermordet, die Tat blieb bis heute straffrei. Romero hätte gewusst, dass er sich exponierte mit seinen Artikeln, dem Dokumentarfilm und seinem Youtube-Kanal. Doch es sei ihm wichtig gewesen, dass die Themen seiner Arbeit nicht in Universitätskreisen bleiben, sondern auch die Betroffenen erreichen. »Wir hatten gemeinsam an einem Podcast gearbeitet, haben die Interviews mit Experten und Betroffenen schon aufgenommen.« Der Aktivist sei an der Vernetzung verschiedener indigener und Umweltorganisationen beteiligt gewesen, die gegen die Megaprojekte in der Region kämpfen. Trotz der bekannten Gefahren hatte niemand mit seinem Tod gerechnet. Ihres Wissens nach sei er nicht bedroht worden. Doch die Verwicklungen der staatlichen Behörden, nationaler und internationaler Konzerne und dem organisierten Verbrechen mögen keine Öffentlichkeit.

Am 12. Februar 2023 verschwand der Journalist und Aktivist in der Gemeinde Tula de Hidalgo und wurde einen Tag später leblos neben einer Landstraße aufgefunden. Todesursache: ein stumpfer Schlag ins Gesicht.

Zunächst sprachen die Behörden von einem »Überfall« auf den 29-Jährigen. Seine Familie machte jedoch stutzig, dass seine Wertsachen nicht gestohlen, sondern bei ihm gefunden worden waren. Daraufhin deklarierten die Behörden den Tod als Fahrradunfall und wollten den Fall schließen. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft von Hidalgo wurde nach der Autopsie ausgeschlossen, dass die Leiche Spuren von Gewaltanwendung aufwies. Demnach wurde festgestellt, dass die Todesursache ein subdurales Hämatom war, das auf einen Schlag ins Gesicht infolge eines Sturzes aus »eigener Körperhöhe« zurückzuführen ist.

Doch wie so oft in Mexiko wurde ein Foto vom Tatort geleakt. Dieses Foto spreche gegen die Theorie der Behörden, Romero sei »vom Fahrrad gefallen«. Das Bild zeigt ihn, als sei er auf die Knie gesackt und nach hinten gefallen. Seine Familie, die Universität und verschiedene Umweltverbände fordern in einem offenen Brief die Aufklärung des Todesfalls. Seine Kollegin Streule plant, den Podcast fertigzustellen und zu veröffentlichen. „Das hätte Romero so gewollt.“

Konflikt um das Abwasser der Metropole Mexiko-Stadt:

Seit Jahrzehnten verwenden die Bauern im Mezquital-Tal das Abwasser aus den Toiletten von Mexiko-Stadt, um ihre Felder zu bewässern. Eigentlich ist die Gegend, in der sie leben, sehr trocken. Doch wegen des Abwassers ernten sie viel. Ihre Region gilt heute als Mexikos Getreidekammer. Weil das „Schwarze Wasser“ aber Gesundheitsrisiken birgt – für die Bauern wie für die Konsumenten ihrer Feldfrüchte –, soll bald eine neue Aufbereitungsanlage in Betrieb gehen. Die Bauern wehren sich gegen das Klärwerk. Sie fürchten um ihre Ernten.

Quellen:

Atlas für Umweltgerechtigkeit: www.ejatlas.org/conflict/rio-tula-y-el-tunel-emisor-oriente-teo

https://www.jungewelt.de/artikel/445532.untersuchung-gefordert-forschung-endet-tödlich.html

www.zeit.de/wirtschaft/2017-04/mexiko-mezquital-tal-landwirtschaft-bewaesserung-fs?utm_referrer=https://www.google.de/

Künstlerin: Barbara Treskatis