Shashikant Warishe, * Indien 1975, ermordet 2023 Indien

shashikant warishe war ein indischer Journalist. Er wurde 2023 ermordet

Shashikant Warishe, * Indien 1975, ermordet 2023 Indien

Der indische Journalist Shashikant Warishe aus Rajapur im Bezirk Ratnagiri in Maharashtra arbeitete bei der lokalen marathisprachigen Zeitung MAHANAGARI TIMES, die in Mumbai erscheint. Ihm wurde zum Verhängnis, daß er seit zwei Jahren über die Proteste gegen die Errichtung einer Raffinerie berichtet hatte: der Ratnagiri Refinery & Petrochemicals Ltd (RRPCL) in Barsu, ein Projekt, das bei den Einheimischen auf heftigen Widerstand stieß. Die petrochemische Anlage erstreckt sich über eine Fläche von 15.000 Acres (61 Quadratkilometer) und hat eine Kapazität zur Verarbeitung von über 1,2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag. Von Anfang an stieß das Projekt auflautstarken Widerstand von Anwohner:innen und Umweltschützer:innen. Sie befürchten eine Verschmutzung und Zerstörung des Gebiets, das weitgehend von der Landwirtschaft abhängig und für seine Alphonso-Mangos berühmt ist. Er schrieb ausführlich über die Ängste der Dorfbewohner vor dem Aufkauf von Land rund um die Raffinerie und die Bedenken der Umweltschützer.  Und Archäologen wiesen darauf hin, dass die geplante Raffinerie die alte Felskunst in Ratnagiri beschädigen könnte.

„Er hat immer wieder auf ihre Missstände hingewiesen. Er schrieb sogar, als wir gegen den Standort Nanar protestierten. Als der Standort nach Barsu verlegt wurde, wies er auch damals auf den Widerstand hin“, sagte Mangesh Chavan, ein Umweltschützer.

Der Journalist hatte zuletzt einen Artikel geschrieben mit dem Titel: “Foto eines Kriminellen auf einem Banner neben dem Premierminister, dem CM und dem DCM.“ Darin hatte er behauptet, dass Bauern gegen die Raffinerie protestierten. Der „Kriminelle“, auf den er sich bezog, war der Immobilienmakler Pandharinath Amberkar. Von diesem berichtete Warishe in dem Artikel, er sei ein Befürworter der Raffinerie und habe Einheimische, die gegen das Projekt seien, offen bedroht.

Am 7. Februar 2023 stand Warishe in der Nähe einer Zapfsäule auf dem Rajapur Highway, als ein Geländewagen ihn anfuhr und mehrere Meter unter die Räder zerrte, bevor er zum Stehen kam. Nach Angaben der Polizei flüchtete der Beschuldigte sofort vom Tatort, als Anwohner zu Hilfe eilten.

Der bewusstlose Warishe wurde in ein  Krankenhaus gebracht, wo der 48-Jährige am nächsten Tag seinen Verletzungen erlag.

Die Polizei sagte, dass der Beschuldigte unmittelbar nach dem Vorfall verhaftet und dem Gericht vorgeführt wurde, das ihn bis zum 14. Februar in Polizeigewahrsam behielt. Doch es saß nicht irgend jemand am Steuer und es war auch sicherlich kein Unfall: Der Geländewagen wurde mutmaßlich von einer Person gefahren, den der mutige Journalist in seinem Artikel erwähnt hatte : Der Fahrer wurde als Pandharinath Amberkar identifiziert, der zuvor von Warishe benannt worden war, weil er die protestierenden Bauern bedroht haben soll. 

Während die Polizei in Rajapur zunächst einen Fall von fahrlässiger Tötung registriert hatte, erhob die Polizei nach Protesten lokaler Aktivist:innen  Anklage wegen Mordes gegen Amberkar.

Amberkar, der Immobilienmakler, sei in der Vergangenheit immer wieder mit Personen aneinandergeraten, die gegen die Errichtung dieser Raffinerie und der petrochemischen Fabrik waren. Im Jahr 2020 wurde der Aktivist Manoj Mayekar schwer verletzt, nachdem er vermutlich von Amberkars Geländewagen angefahren worden war. Mayekar lag zwei Wochen lang im Krankenhaus. In jüngster Zeit griff Amberkar auch einen Aktivisten vor Gericht an. Polizeiinspektor Janardan Parabkar vom Polizeirevier Rajapur erklärte gegenüber: „Einschließlich dieses Mordfalls sind drei weitere Anzeigen gegen ihn registriert“. Der Beschzldigte war ein Mitglied der BJP, die sich schnell von seinen Taten distanzierte.

Wie haben die Menschen auf den Tod von Warishe reagiert?

Warishe war der einzige Ernährer seiner Familie, zu der seine ältere Mutter und sein 19-jähriger Sohn gehörten. Er lebte im Dorf Kasheli im Distrikt Ratnagiri, etwa 20 km vom neuen Standort der Raffinerie in Barsu entfernt.

Die Familienmitglieder wussten nicht, dass er durch seine Arbeit jemals in Gefahr geraten könnte. Seine Mutter sagte: „Er hat nur für die Einheimischen gekämpft. Ich weiß nicht, was jetzt mit uns und meinem Enkel geschehen wird. Er war der einzige Ernährer“.

Seit dem Tod von Warishe gab es sowohl in Ratnagiri als auch in Mumbai Proteste, bei denen Kollegen und Aktivist:innen Gerechtigkeit forderten.

Auch die Opposition hat die Regierung in dieser Angelegenheit scharf kritisiert. Der Abgeordnete der Shiv Sena (UBT), Sanjay Raut, behauptete, dass der Tod von Warishe eine viel größere Verschwörung sei. „Varishe wurde zu einem Hindernis für viele, da er die Probleme aufdeckte, die durch die Errichtung der Raffinerie in Konkan verursacht wurden… Er hatte auch vorher schon Drohungen erhalten“, behauptete Raut.

Er behauptete, dass im Zusammenhang mit der Raffinerie ein großer finanzieller Betrug im Gange sei. „Händler haben eine große Menge an Land um das Projekt herum gekauft. Ich werde die Liste der Geschäftsleute veröffentlichen, die dort Land gekauft haben“, sagte Raut. Obwohl bereits früher Bedenken hinsichtlich des Aufkaufs von Land geäußert worden waren, hatte die Regierung in dieser Angelegenheit nichts unternommen.

Quelle: https://indianexpress.com/article/explained/shashikant-warishe-murdered-8439206/

Künstlerin: Susanne Köhler