Beritan Canözer, *1995 Türkei, wiederholt festgenommen und wieder frei gelassen, zuletzt 2023
Beritan Canözer ist Korrespondentin der kurdischen feministischen Frauen-Nachrichtenagentur JINNEWS.
Bereits 2016 saß Canözer einige Monate wegen „Terrorverdacht” im Gefängnis. Die Begründung: Sie sei bei einer Personenkontrolle „nervös” gewesen.
2018 wurde ein Terrorverfahren gegen sie eingeleitet, in dessen Verlauf die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von 7 bis 15 Jahren forderte. Im Oktober 2019 wurde sie jedoch freigesprochen.
Im April 2021 wurde Canözer bei einer Razzia gegen Frauenorganisationen für mehrere Tage festgenommen. Unter Meldeauflagen kam sie frei. Ihr wurde Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen.
Am 13. August 2021 stürmte die Polizei die Wohnung von Beritan Canözer und nahm sie fest. Begründet wurde dies mit Untersuchungen zu Propaganda für eine terroristische Vereinigung. Sie wurde auf die Polizeidirektion von Diyarbakir gebracht. 3 Tage später wurde sie entlassen, nachdem sie eine Aussage gemacht hatte. Genaueres ist hierzu nicht bekannt.
Der Zugriff auf die Webseite der feministischen Nachrichtenagentur wurde zum 32. Mal gesperrt. Inzwischen ist die Seite wieder erreichbar: http://jinnews30.xyz/en
Als Team einer sowohl kurdischen als auch feministischen Nachrichtenagentur sind die Mitarbeiterinnen von JIN NEWS dem AKP/MHP-Regime ein doppelter Dorn im Auge. Daher sind sie immer wieder willkürlichen Festnahmen, Razzien und Verboten ausgesetzt.
So wurde zum Beispiel Beritan Canözer im Mai 2023 erneut für zwei Monate in Untersuchungshaft genommen. Das geforderte Strafmaß gegen sie beträgt siebeneinhalb bis fünfzehn Jahre Haft. Der Termin für die Hauptverhandlung wurde auf den 25. Oktober 2023 anberaumt. Mit der Annahme der Anklage wurde der Haftbefehl gegen sie aufgehoben. Das Gericht verhängte Meldeauflagen gegen die Reporterin – als sogenannte „Präventivmaßnahme“. Der Mechanismus gilt als Alternative zur Haft und wird von der türkischen Justiz exzessiv ausgeschöpft, um unliebsame Personen unter Kontrolle zu halten. Canözer ist eine von vier kurdischen Medienschaffenden, die Ende April unter „Terror“-Vorwürfen verhaftet worden waren. Dem vorausgegangen war eine landesweite Operation gegen die kurdische Opposition und Zivilgesellschaft, in deren Verlauf rund 200 Menschen festgenommen wurden, darunter ranghohe Funktionäre und Mitglieder der Grünen Linkspartei (YSP) und der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Presseleute, Anwältinnen und Anwälte sowie Aktive aus Kunst und Kultur. Mehr als sechzig Personen wurden in der Folge wegen Mitgliedschaft oder Unterstützung der PKK verhaftet und damit nur wenige Wochen vor der Parlaments- und Präsidentschaftswahl aus dem Verkehr gezogen. Die Leitung der Operation liegt formell bei der Oberstaatsanwaltschaft Diyarbakır, wurde jedoch vom türkischen Innenministerium angeordnet. So berichtet es im Juni 2023 die kurdische Nachrichtenagentur FIRAT NEWS AGENCY (ANF) mit Sitz in den Niederlanden
Quellen:
https://womeninjournalism.org/
https://m.bianet.org/english/freedom-of-expression/
https://anfdeutsch.com/pressefreiheit/
Künstlerin: Susanne Köhler
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