Kasra Nouri, * Iran 1990, seit 2018 in iranischer Haft

Kasra Nouri, * Iran 1990, seit 2018 in iranischer Haft

Kasra Nouri ist ein iranischer Journalist, politischer Aktivist und Jurist. Er war Chefredakteur der Website MAJZOOBAN-E-NOOR. Auf dieser Website versorgt er seine Leser u.a. mit Nachrichten über die islamische Gruppierung der Derwische. Die islamischen Machthaber im Iran sehen diese Sufis als „Abtrünnige“ und verdrängen sie mit allen Mitteln aus der Gesellschaft.

Nouri war schon mehrmals verhaftet worden und verbrachte einige Zeit im Gefängnis, weil ihm regimefeindliche Aktivitäten vorgeworfen wurden. So wurde er 2012 verhaftet und 2013 wegen „Propaganda gegen das Regime“, „Handelns gegen die nationale Sicherheit“, „Beleidigung des Obersten Führers“ und „Mitgliedschaft in der Gruppe Majzooban-e-Noor“ zu vier Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Er wurde im Januar 2018 verhaftet und 11 Tage lang im Evin-Gefängnis festgehalten, wo er in den Hungerstreik trat, wie seine Mutter damals dem BBC Persian Service mitteilte.

Als er am 19. Februar 2018 für seine Website über die Derwisch-Proteste, speziell der Gonabadi Derwische (eine Sufi-Splittergruppe) berichtete, wurde Kasra Nouri mit seiner Familie verhaftet. Er hatte über die gewaltsame Auflösung der religiösen Proteste in Teheran berichtet.

Die Zusammenstöße waren zwischen Teheraner Sicherheitskräften und Mitgliedern der Gonabadi-Derwische ausgebrochen, als diese gegen die Verhaftung eines ihrer Mitglieder protestierten. Sechs Menschen starben, darunter fünf Polizisten, und es gab über 300 Festnahmen.

Farhad Nouri, der Chefredakteur der Website, teilte am 23. Februar 2018 mit, dass Kasra Nouri einen Schlag auf den Kopf erhalten habe, der seinen Schädel gebrochen und ihn ins Koma versetzt habe. Nach einem Krankenhausaufenthalt sei der Journalist im Großraumgefängnis von Teheran, dem sogenannten Fashafouyeh-Gefängnis, inhaftiert worden. Später 

war er im Adel-Abad-Gefängnis zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder.

Nouri wurde zu 12 Jahren Gefängnis, 74 Peitschenhieben, zwei Jahren Exil in einer abgelegenen Stadt, einem zweijährigen Verbot politischer, sozialer und medialer Aktivitäten und einem zweijährigen Verbot, außerhalb des Irans zu reisen, verurteilt, berichtete das von den USA finanzierte Radio Free Europe/Radio Liberty am 30. Juli 2018. Der Richterdes Teheraner Revolutionsgerichts verhandelte gegen Nouri und erließ das Urteil in Abwesenheit. Nouri soll wegen einer Reihe von Anschuldigungen verurteilt worden sei. In einem Bericht von Human Rights Watch hieß es, diese Anklagepunkte umfassten „Versammlung und Absprache gegen die nationale Sicherheit“, „Störung der öffentlichen Ordnung“, „Auflehnung gegen Beamte im Dienst“ und „Propaganda gegen den Staat“.

Am 19. September 2018 wurde Nouri und andere Derwische wegen ihrer Teilnahme an einem Sitzprotest im Teheraner Gefängnis in Einzelhaft genommen, einen Monat später twitterte MAJZOOBAN-E-NOOR, dass Nouri zu den acht Derwischen gehöre, die 50 Tage lang von den anderen Gefangenen getrennt worden seien. Nouri und der Rest der Gruppe wurden schließlich 105 Tage lang in Einzelhaft gehalten, bevor sie zurück in die öffentliche Abteilung verlegt wurden, berichtete die Human Rights Activists News Agency (HRANA) im Dezember 2018.

In einem offenen Brief im Dezember 2018 schrieben 23 Gonabadi-Derwische, darunter Nouri und fünf weitere MAJZOOBAN-E-NOOR-Journalisten, „dass sie das Revolutionsgericht nicht für rechtmäßig halten und das Berufungsgericht nur eine trügerische Show ist“.

Ein Jahr später wurde Nouri in das Gefängnis Adel-Abad verlegt, berichtete sein Bruder.

Am 26. Februar 2020 ordnete der Chef der iranischen Justiz in einem Versuch, die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie in iranischen Gefängnissen zu bekämpfen, die vorübergehende Freilassung von etwa 70.000 Gefangenen an, darunter auch einige politische Gefangene wie Journalisten. Nach Angaben von Nouris Bruder , der sich am 21. September 2020 an das CPJ wandte, befindet sich Nouri trotz der richterlichen Anordnung und mehrfacher Anträge auf Haftentlassung von Nouri, seiner Familie und seines Anwalts weiterhin im Adel-Abad Gefängnis.

Pooria beschrieb Nouris „allgemeinen Gesundheitszustand als gut, trotz mehrerer Berichte über Fälle von Coronavirus im Gefängnis“.

Was hatte die religiösen Proteste 2018 ausgelöst?

Das spirituelles Oberhaupt der Gonabadi-Derwische, der damals 91-jährige Tabandeh (auch bekannt als Majzoub Ali Shah ) war unter Hausarrest gestellt worden, nachdem er fast zwei Jahr im Gefängnis verbringen musste. Er hatte in Frankreich Jura studiert und gehörte zu den Kritikern des islamischen Regimes.

Anderthalb Jahre später protestierte der inzwischen 92-Jährige mit einem Hungerstreik gegen die Einschränkungen, die ihm und seinen Anhängern auferlegt worden waren. Viele seiner Anhänger saßen immer noch in den iranischen Gefängnissen. Seit mehr als sieben Wochen befanden sich damals 14 von ihnen in den Städten Teheran, Shiraz, Karaj und Boroujerd ebenfalls im Hungerstreik.

Am 24.Dezember 2019 starb das inzwischen 92-jährige religiöse Oberhaupt in einem Teheraner Krankenhaus. Tabandeh war wegen Komplikationen nach dem Hungerstreik ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Social-Media-Nutzer berichteten von einer starken Präsenz von Sicherheitskräften in der Umgebung des Krankenhauses, in dem Tabandeh verstorben ist. „Mit Schlagstöcken, Schusswaffen und Tränengas ausgerüstete Bereitschaftspolizei hat alle Straßen, die zur Zartosht-Straße (wo sich das Krankenhaus befindet) führen, vollständig besetzt“, twitterte ein Benutzer 

https://de.wikibrief.org/wiki/Noor-Ali_Tabandeh

Majzooban-e-Noor

Künstler: Maria Erlenko

Künstler: Maria Erlenko