Mohammad Sharifi Moghadam, * Iran, 2018 im Iran verhaftet

Mohammad Sharifi Moghadam

Mohammad Sharifi Moghadam, * Iran, 2018 im Iran verhaftet  

Mohammad Sharifi Moghadam ist ein Journalist im Iran, der sich vor allem im Internet mit Menschenrechten, Politik und Kultur auseinandersetzt. Er hat auf der Webseite MAJZOOBAN-E-NOOR über die Derwisch-Proteste berichtet. 2018 fanden in Teheran Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und den Gonabadi-Derwischen, einer iranischen Sufi-Gruppe statt. Diese protestierte gegen die Regierung. Human Rights Watch bezeichnete die Repression gegen die Derwische im Iran (…) als „eine der größten Niederschlagungen einer religiösen Minderheit im vergangenen Jahrzehnt. Die Demonstration 2018 wurde niedergeschlagen und 300 Teilnehmer*innen verhaftet. Sechs Menschen starben. Der Journalist Moghadam hatte gewagt, darüber zu berichten.

„Der Gonabadi-Orden ist ein Zweig der jahrhundertealten Sufi-Bewegung im Iran. Die Derwische berufen sich auf den persischen Poeten Schah Nematollah Wali, der im 14. und 15. Jahrhundert lebte. Der Sufi-Meister empfahl seinen Anhängern, sich sozial zu engagieren statt ein Leben in Einsamkeit zu führen. Die Derwische betrachten sich als gläubige Muslime, lehnen aber das politische System des Irans, das republikanische Elemente mit der Herrschaft der Religionsgelehrten verbindet, ab. Sie fordern eine Trennung von Staat und Religion, was von der iranischen Führung als politisches Statement verstanden wird.“ schreibt die TAZ.

Der Journalist Moghadam wurde am 19. Februar 2018 verhaftet und im August in Teheran zu einer Gefängnisstrafe von 12 Jahren, 74 Peitschenhieben und zwei Jahren Exil sowie zwei Jahren Beschäftigungsverbot im Bereich der politischen und sozialen Medien verurteilt. Der offizielle Vorwurf lautete „Verbreitung von Propaganda gegen das Regime“. Human Rights Watch ergänzte, dass ihm ebenso die Teilnahme an illegalen Protesten und die Erstellung eines Telegram-Accounts vorgeworfen worden war. Moghadam selbst wurde in Abwesenheit verurteilt.

The Center for Human Rights in Iran (CHRI) berichtete im September 2018, dass Moghadam und andere Derwische im Fashafouyeh Gefängnis – mit 15.000 Insassen das größte Gefängnis im Iran – an einem Sitzstreik teilnahm. Laut Human Rights Activists News Agency (HRANA) wurde er später mehrfach für einen längeren Zeitraum in Einzelhaft genommen. Moghadams Ehefrau berichtete wiederholt davon, dass die Versorgung im Gefängnis schlecht sei. So wären die hygienischen Verhältnisse und die Bereitstellung von Essen unzureichend. 

„Das berüchtigte Gefängnis – offiziell als „Stätte der Reue“ bezeichnet – wurde zur Inhaftierung von Schwerverbrechern eingerichtet. Die Derwische wurden in Haft genommen, weil sie gegen die Misshandlung ihrer inhaftierten Frauen protestiert hatten.“ schrieb die TAZ 2018.

Zwar wurden im Februar 2020 – aufgrund der Ausbreitung von COVID-19 – circa 70.000 Gefangene, unter anderem politische Gefangene, zeitlich begrenzt aus dem Gefängnis entlassen. Moghadam musste aber im Gefängnis bleiben. Dort steckte er sich im August 2021 mit COVID-19 an und erkrankte schwer daran. Trotz zahlreicher Anfragen und Bitten von Journalisten, seiner Familie und seinem Anwalt wurde er nicht entlassen. Mittlerweile erholte er sich, sitzt jedoch noch immer im Gefängnis. Dort bat er um Bücher, um die Gefängnisbibliothek auszubauen. Das ganze Land zeigte sich solidarisch, wodurch ihm fast 10.000 Bücher geschickt wurden.

Quellen: 

https://www.dw.com/de/b%C3%BCcher-f%C3%BCr-politische-gefangene-im-iran/a-57578502

https://www.uscirf.gov/religious-prisoners-conscience/forb-victims-database/mohammad-sharifi-moghaddam

https://taz.de/Repression-gegen-Sufis-im-Iran/!5532540/

Künstlerin: Huriye Genc