Luis Augusto Carneiro da Costa, * 1979 Brasilien, ermordet 2025 

Luis Augusto Carneiro da Costa war ein Journalist aus Brasilien. Er wurde 2025 ermordet

Luis Augusto Carneiro da Costa, * 1979 Brasilien, ermordet 2025 

Luis Augusto Carneiro da Costa – ebenfalls bekannt als Luisinho Costa – war ein Lokaljournalist der brasilianischen Stadt Abaetetuba des Bundesstaates Pará im Amazonischen Regenwald. Neben seiner Tätigkeit als Radiomoderator beim Sender GUARANY FM arbeitete Costa als Unternehmer, Veranstaltungsproduzent und DJ.

Neben seiner journalistischen Tätigkeit engagierte er sich für seine Heimatstadt durch die Organisation von Veranstaltungen und kulturellen Attraktionen. Dies gelang ihm unter anderem durch den Karnevalsverein Me Namora.

Costa war seit 1998 verheiratet und hatte eine Tochter. Sein Vater, Bené Costa, war Direktor und Moderator des Radiosenders BEN SOM. So entstand seine Liebe zum Radio.

Bekannt war Costa für die kritischen Reportagen in seiner Region. Viele Reporter und Reporterinnen, die über die Korruption und Umweltverbrechen im Amazonasgebiet berichten, sehen sich häufig Angriffen verschiedenster Art, Morddrohungen oder rechtlicher Schikane ausgesetzt. Seit Jahren wird die brasilianische Regierung dazu aufgefordert, Maßnahmen zu implementieren, die unter anderem den Schutz von Journalisten und Journalistinnen gewährleisten sollen. So wurden zum Beispiel vom 30. Juni 2022 bis zum 30. Juni 2023 bis zu 66 Verletzungen der Pressefreiheit in Brasiliens Amazonasbundesstaaten aufgedeckt. Die prekäre Situation des freien Journalismus im Amazonasgebiet zwingt Reporter und Reporterinnen, sich zum eigenen Schutz selbst zu zensieren.

Der Agrar-Riese Cargill ist mit einem Jahresumsatz von 165 Milliarden US-Dollar das größte privat geführte US-Unternehmen und ist in der Region sehr aktiv. (mehr dazu siehe unten)

„Die Zerstörung großer Teile des Amazonasgebietes steht in engem Zusammenhang mit der Eröffnung des umstrittenen Cargill Handelshafens in Santarém im Jahr 2003. Der Hafen fördert als Umschlagort Exporte aus der Region, riesige Waldgebiete wurden für die Sojaproduktion gerodet. Das Unternehmen Cargill plant den Bau eines großen neuen Hafens flussabwärts in Abaetetuba.“ schreibt die Client Earth 2023. Ob dieses Projekt und die damit einhergehende Zerstörung des Regenwaldes in weitestem Sinne in Zusammenhang mit der Ermordung des Journalisten Luis Augusto Carneiro da Costaaus Abaetetuba steht, ist unklar. Wir wissen leider nicht, über was er konkret kurz vor seinem Tod berichtet hatte.

Am 27. Mai 2025 hatte Costa eine Live-Übertragung im Sender GUARANY FM, in der er über lokale Themen sprach. In dessen Verlauf wurde er erschossen. Zwei vermummte Täter feuerten mehrere Schüsse ab, die von den Zuhörern der Radiosendung zu hören waren. Costa verstarb noch vor dem Eintreffen der Polizei am Tatort.

Der Täter konnte bereits nach wenigen Tagen von der Polizei überführt werden. Als Motiv gab er an, Costa wegen einer Meinungsverschiedenheit bei der Organisation einer lokalen Veranstaltung erschossen zu haben.

Angehörige und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Senders teilten über Soziale Medien Erinnerungen an den Verstorbenen. Zudem veröffentlichten mehrere Organisationen einen Aufruf zum Schutz der Pressefreiheit. Unter diesen befanden sich die Gewerkschaft der Radio- und Fernsehunternehmen, die Journalistengewerkschaft des Bundesstaates Pará und die Kommission zur Verteidigung der Pressefreiheit der Brasilianischen Anwaltskammer des Bundesstaates Pará.

In ihrem Aufruf appellierten sie an die Gesellschaft als Ganzes, die Gewalt an Journalisten und Journalistinnen gemeinsam zu bekämpfen, um Pressefreiheit und Demokratie zu schützen.

Cargills Umwelt zerstörerende Aktivitäten in der Region um den Ort Abaetetuba:

Dazu schreibt die Organisation „urgewald“, die toxische Geldströme aufspürt und dokumentiert: „Allein an den Agrarkonzern Cargill vergab die Deutsche Bank mehr als drei Milliarden USD und hat 35 Mio. USD in Cargill investiert. Cargill wurde in den letzten Jahren immer wieder beschuldigt, Wälder abzuholzen und weitere Ökosysteme zu zerstören. Die Fälle betreffen Cargills Geschäfte mit Palmöl aus Südostasien, Kakao von der Elfenbeinküste, Mais aus Brasilien und Soja aus Brasilien und Bolivien.

In Brasilien stehen die Kredite an Cargill aber nicht nur mit der Ausweitung der Sojagrenze und Regenwaldzerstörung in Verbindung: Betroffene des neu geplanten Cargill-Hafens bei Abaetetuba im Bundestaat Pará und Partnerorganisationen, die diese begleiten, berichten u. a. über illegale Praktiken des Landgrabbings in einem Gebiet, das eigentlich Schutzstatus in der Amazonasregion genießt. Die Betroffenen wehren sich gegen die Verletzung ihrer Land- und Umweltrechte und die drohende Zerstörung ihres Lebensraums. Aktuell läuft hierzu ein Gerichtsverfahren gegen Cargill in Brasilien.

Christian Russau, Vorstandsmitglied Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, kritisiert: „In Ihrem eigenen ESG-Framework erklärt die Deutsche Bank in Bezug auf die Rechte Indigener, ‚die Bank erwartet von ihren Kunden, dass sie die freie, vorherige und informierte Zustimmung der betroffenen Gemeinschaften einholen.‘ Da es sich bei den vom geplanten Cargill-Hafen bei Abaetetuba Betroffenen um ‚Ribeirinhos‘ handelt, die laut brasilianischer Gesetzgebung explizit als ‚traditionelle Gemeinschaften‘ gleichbedeutend zu indigenen Völker gelten. So müssen wir davon ausgehen, dass es ein Versehensfehler in den Kontroll- und Überprüfungsmechanismen in der Anwendung des ESG-Frameworks der Deutschen Bank war. Die Deutsche Bank muss sich nun umgehend dafür einsetzen, dass die Territorialrechte der lokal Betroffenen bei Abaetetuba vollumfänglich geachtet, respektiert und gewährleistet werden – andernfalls würde die Deutsche Bank ja eingestehen, dass ihre ESG-Richtlinien nicht wirksam sind.“ (Mai 2024

Quellen: rsf.org, www.oliberal.com, pleno.news, www.cnnbrasil.com.br, 

scc10.com.br, www.clientearth.de, urgewald.org

Text: Sean L. L. Erdel, Juli 2025

Künstler: Sasha Mons