Mohammad Salama, *2001 Palästina / Gaza, getötet 2025 in Palästina / Gaza
Der Journalist Mohammad Salama arbeitete seit Beginn des Krieges zwischen Israel und Palästina im Jahre 2023 als freiberuflicher Kameramann für die Nachrichtensender AL JAZEERA und MIDDLE EAST EYE. Geboren in der Stadt Khan Yunes im Süden Gazas, plante er bereits in jungen Jahren, Journalist zu werden und erhielt ein Diplom in Fotografie.
Salama gehörte zu den ersten Journalisten, die die Schrecken des Konfliktes auf sozialen Medien teilten. Kurz nachdem die israelischen Angriffe auf Gaza ihren Anfang nahmen, trat er MIDDLE EAST EYE bei, für die er bis zu seinem Ableben über 200 Reportagen verfasste. Seit Februar 2024 begann er auch für AL JAZEERA zu arbeiten. Während seiner Arbeit bei den zwei Nachrichtensendern berichtete er weiterhin über die vernichteten Kriegsqualen in Gaza; mitunter auf seinem Instagram Account. Dort teilte er unter anderem Fotos über die zerstörten Städte und zeigte auch die Opfer, die dieser Konflikt forderte.
Bekannt war Salama unter seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen als ein professioneller und engagierter Journalist. So berichtete er einst weiterhin aus einem Krankenhaus, in welchem er medizinische behandelt wurde. Erst als seine spätere Verlobte – die Journalistin Hala Asfour – ihn um eine Ruhepause bat, ließ er seine Arbeit ruhen. Seine journalistischen Berichterstattungen in den Konfliktgebieten waren es, die ihn in ständige Lebensgefahr brachten.
Asfour und Salama, die beide unter ihren Arbeitskollegen und Kolleginnen als zentrale Journalistinnen für MIDDLE EAST EYE galten, verlobten sich Ende 2024 und planten ihr Ehegelübde abzulegen, sobald ein Waffenstillstand zwischen Israel und Palästina erreicht worden wäre.
Am 25. August 2025 wurde das Nasser Krankenhaus – die größte medizinische Einrichtung im Süden Gazas, wie auch die einzig noch Aktive in der gesamten Region – von der israelischen Armee unter Raketenbeschuss genommen. Der 24-jährige Salama, der zu der Zeit eine Dokumentation mit seiner Verlobten in diesem Krankenhaus aufnahm, war einer der rund 20 Todesopfer; darunter waren fünf weitere Journalisten und Journalistinnen. Seine Verlobte blieb unverletzt.
Ziel der israelischen Armee war gewesen, eine vermeintliche Kamera der Terrororganisation Hamas auf dem Dach des Krankenhauses zu neutralisieren. Offizieller Befehl war es, diese mittels einer Drohne gezielt zu vernichten; die israelischen Streitkräfte nutzten aber stattdessen einen Luftbeschuss auf das gesamte Krankenhaus. Damit aber nicht genug. Denn etwa zehn Minuten nach dem ersten Beschuss feuerte die israelische Armee zwei weitere Male auf das Krankenhaus.
Dem israelischen Militär wird vorgeworfen, sich einer sogenannten Double-Tap-Methode bedient zu haben; eine kontroverse Kriegstaktik, in der kurz nach einem ersten Beschuss weitere folgen, um die Opferzahlen zu maximieren. Bei diesen handelt es sich in solchen Fällen meist um Ersthelfer – Mediziner, Journalisten, etc. –, die den Verletzten entgegeneilen. Dies trifft ebenfalls auf diesen Anschlag zu, da die meisten Zivilisten den nachfolgenden Luftbeschüssen zum Opfer fielen. Aufnahmen des Nachrichtensenders CNN belegen die Nutzung eines Double-Tap-Angriffes.
Das israelische Militär hielt sich zuerst mit einer Stellungnahme zurück, bevor sie eine Liste von sechs Terroristen veröffentlichte, die angeblich während des Anschlags auf das Krankenhaus getötet wurden. Doch alle sechs genannten Ziele waren zu der Zeit des Anschlags nicht in der medizinischen Einrichtung anwesend. Den israelischen Streitkräften wurde vorgeworfen, sich den Namen von sechs zufälligen, an dem Tag verstorbenen Personen bedient zu haben, um ihren Angriff zu legitimieren. Daraufhin veröffentlichte das Militär die Geschichte mit der Kamera auf dem Krankenhausdach. Doch hierbei stellt sich die Frage, warum sich für die Neutralisierung einer einzelnen Kamera eines Double-Tap-Luftangriffes statt eines Drohnenangriffes bedient wurde?
Die Nachrichtensender AL JAZEERA und MIDDLE EAST EYE sowie auch mehrere Journalisten und Journalistinnen gedachten Salama und betitelten den Angriff der israelischen Streitkräfte öffentlich als ein Kriegsverbrechen, bei dem gezielt Zivilisten und Ersthelfer ins Visier genommen wurden. So auch die offizielle Stellungnahme der CPJ, während der UN-Generalsekretär António Guterres den Anschlag als Mord bezeichnete. Die israelische Regierung wie auch das Militär weisen diese Vorwürfe aber zurück.
Der Luftangriff auf das Nasser Krankenhaus wäre nicht der erste gezielte Angriff auf Journalisten und Journalistinnen seitens Israels; in 22 Monaten – seit Kriegsbeginn – starben rund 200 von ihnen in Angriffen des israelischen Militärs. Da internationalen Nachrichtensendern wie CNN oder BBC eine Einreise nach Gaza von der Regierung Israels verboten wird, stammen alle Nachrichten aus dem Konfliktgebiet von den dort lokal operierenden Berichterstatter und Berichterstatterinnen.
Quellen:
https://cpj.org
https://edition.cnn.com
https://www.bbc.com
https://www.theguardian.com
https://www.tbsnews.net
https://www.middleeasteye.net
Text: Sean L. L. Erdel (Stand der Recherche: Oktober 2025)
Künstler: Gökhan Bozkus
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