Nematullah Naqdi, * Afghanistan, 2021 misshandelt
Nematullah Naqdi arbeitet als Fotograf für die afghanische Zeitung ETILAAT ROZ.
Er und sein Kollege befanden sich als Berichterstatter am 7. September 2021 bei einer Frauendemonstration gegen die Unterdrückung der Frau in Kabul. Mädchen und Frauen protestierten gegen die frauenfeindlichen Ansichten der Taliban und für ein Ende der Menschenrechtsbeschränkungen, denn die Taliban hatten angekündigt, daß ihre Übergangsregierung nur aus Männern bestehen werde.
Naqdi berichtet nach dem Übergriff, als er begonnen habe, Fotos zu machen habe ein Taliban-Kämpferversucht, ihm die Kamera zu entreißen. Alle Fotografen und Berichterstatter wurden zusammengetrieben und zu einer nahegelegenen Polizeistation gebracht. Die Taliban fingen an, Naqdi zu beleidigen und zu treten. Danach stellte einer der Taliban seinen Fuß auf Naqdis Kopf und drückte mit dem Schuh sein Gesicht gegen den Betonboden. Auch traten sie ihm immer wieder gegen den Kopf. Naqdi dachte, sie würden ihn töten. Danach wurden er und sein Kollege noch mehrere Stunden mit Schlagstöcken, Elektrokabeln und Peitschen mißhandelt. Auf seine Frage an die Peiniger, warum sie das täten, kam die Antwort: „Du hast Glück, dass du nicht geköpft wirst.“
Beide Journalisten mußten später im Krankenhaus behandelt werden und schickten Fotos ihrer Blessuren am ganzen Körper an die Nachrichtenagentur AFP und Reporter ohne Grenzen.
„Trotz der anfänglichen Versprechungen der Taliban, sie seien nun eine gemäßigtere Kraft und bereit, mit den Medien zusammen zu arbeiten, ist dies nicht der einzige Bericht über afghanische Journalisten, die von Terrorgruppen misshandelt werden. (…) Seit Übernahme der Macht durch die Milizen im August 2021 gab es zahlreiche Berichte über Angriffe auf Reporter.(…) „An nur zwei Tagen in dieser Woche nahmen die Kämpfer mindestens 14 Journalisten fest, die über die Proteste in Kabul berichteten. Sechs von ihnen wurden, nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten, vergewaltigt.“ (Auszug aus einem Bericht der US-Onlinezeitung Huffpost vom 10.09.2021).
In einem Bericht von Reporter ohne Grenzen arbeiten die meisten Journalisten derzeit noch in der Hauptstadt Kabul oder in afghanischen Provinzen. Sie haben an Reporter ohne Grenzen anonym einen Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet, daß Journalismus und Medienpluralismus vollständig aus Afghanistan verschwinden könnten, wenn nicht international etwas unternommen wird. Unterzeichnet haben ihn 103 Medienschaffende, darunter 20 Frauen mit verschieden politischen und ethnischen Hintergründen. (Stand: September 2021)
Quelle: Huffpost, Deutsche Welle, Reporter ohne Grenzen
Künstlerin: Christine Krahé
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