Percival Carag Mabasa „Percy Lapid“, *1959 Philippinen, ermordet 2022 

Percival Carag Mabasa alias Percy Lapid war ein Journalist auf den Philippinen. Er wurde 2022 ermordet.

Percival Carag Mabasa „Percy Lapid“, *1959 Philippinen, ermordet 2022 

Percival Carag Mabasa, beruflich bekannt als „Percy Lapid“, war ein philippinischer Journalist und Radiomoderator. 

Schon sein Vater war ein Radiokommentator, der während der Diktatur von Marcos Sen. seine Heimatstadt aus Sicherheitsgründen  verlassen musste. Die Familie lebte von den Einkünften der Mutter, die Lebensmittel auf einem Markt verkaufte. 

„Wahrscheinlich war es diese Erziehung, die uns für Ungerechtigkeiten sensibilisiert hat und dafür, was gut für das Land ist“, sagte später sein Brudere Roy. Während seiner gesamten Karriere habe Percival nie aufgehört, Missstände anzuprangern, aber das habe seinen Preis gehabt. „Im Laufe von 35 Jahren wurde er von den Radiosendern fast 100 Mal wegen seiner Art von Kommentaren abgesetzt“, so Roy.

Jedes Mal, wenn Mabasa eine einflussreiche Person herausforderte, rief diese Person den Sender an und forderte seine Entlassung. „Verleumdung war für Percy wie Frühstück, Mittag- und Abendessen. Ich konnte die Qualen in seinem Gesicht sehen. Er betrachtete es als Teil seiner Arbeit“, zitiert THE GUARDIAN seinen Bruder..

Über Gewaltandrohungen sprach Percy Lapid in den letzten zehn Jahren nicht mehr, vielleicht um seine Angehörigen nicht zu ängstigen.

Seit den 80er Jahren arbeitete er  als Reporter für verschiedenen Radiosendern und war auch Kolumnist für die Boulevardzeitung HATAW.

Später moderierte die Radiosendung LAPID FIRE bei DWBL, in der er Korruptionsfälle aufdeckte. Er war ein Kritiker von Präsident Bongbong Marcos und dessen Vorgänger Rodrigo Duterte.[

Er deckte Unregelmäßigkeiten auf im Zusammenhang mit der abgebrochenen „Zuckerbestellung Nr. 4“ der Zucker-Regulierungs-Behörde inmitten einer Zuckerkrise. Auf den Philippinen herrschte im Sommer 2022 so großer Mangel an Zucker, daß die Preise explodierten und u.a. Coca Cola seine Produktion vorübergehend einstellen musste. Die Zuckerrohrbauern profitierten hingegen von der Knappheit, da sich die Preise erhöhten. Die Philippinen importierten Zucker aus Malaysia, Indonesien, Thailand und Vietnam.

Der Skandal, mit dem sich die Marcos-Regierung konfrontiert sah, führte im September 2022 zum Rücktritt des Exekutivsekretärs Vic Rodriguez.

Auch kritisierte Lapid das  „Red-Tagging“. Das ist eine Methode der Regierung, die damit versucht,, Journalist:innen und andere kritische Geister zum Schweigen zu bringen, indem sie sie beschuldigt, Kommunisten zu sein. Der mutige Journalist wandte sich auch entschieden gegen Desinformation und den Drogenkrieg der Regierung. Unter diesem Motto ließ auch die Vorgängerregierung immer wieder unliebsame Bürger:innen willkürlich ermorden – ohne Gerichtsprozess.

Der 63-jährige Percy Lapid befand sich am 3. Oktober 2022 gegen 20:30 Uhr auf dem Heimweg zum BF Resort Village, einer geschlossenen Wohnanlage in Las Piñas.  Er stand mit seinem Auto 50 Meter vor dem Tor. Dort staute sich der Verkehr, weil die Fahrzeuge kontrolliert wurden. Ein Motorrad mit zwei Personen näherte sich Lapids Fahrzeug, dann feuerte ein Bewaffneter zwei Schüsse auf den 63-jährigen Journalisten ab. Er war sofort tot. 

Joel Escorial, der geständige Schütze, stellte sich am 17. Oktober 2022 den Behörden, nachdem er in der Nähe des Tatorts identifiziert worden war. Er gab zwei Brüder als Komplizen an. Doch wer waren die Hintermänner? Einer wurde als Jun Villamor identifiziert, der im Gefängnis saß. Villamor starb am darauffolgenden Tag. Die erste Untersuchung der Strafvollzugsbehörde kam zu dem Schluss, dass Villamor eines natürlichen Todes gestorben sei: denn es wurden zunächst keine Anzeichen für äußere Verletzungen an Villamors Körper gefunden. Dem widersprachen die Ergebnisse einer zweiten Autopsie durch die Gerichtsmedizinerin Raquel Fortun, die zu dem Schluss kam, dass Villamor an einer Plastiktüte erstickt sei.

Gegen den inzwischen suspendierten Leiter der Strafvollzugsbehörde, Gerald Bantag, den Leiter der Direktion für Sicherheit und Operationen (DSO), Ricardo Zulueta, und eine Reihe von Personen, die wegen ihrer Verbindungen zu den Morden inhaftiert sind, wurde Anzeige wegen Mordes erstattet. Bantag wurde angeklagt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.

Als mögliches Motiv für die Tötung wurde die Kritik an Bantag durch Lapid in seiner Radiosendung LAPID FIRE genannt – konkret behauptete Lapid, „ein Beamter des Justizministeriums führe einen luxuriösen Lebensstil“.

Da scheint einiges dran zu sein. THE GUARDIAN berichtet: „ Seit Mabasas Tod sind die Rufe nach Reformen lauter geworden. Der Mord hat die Mängel des philippinischen Strafvollzugssystems deutlich gemacht, einschließlich der Tatsache, dass fehlende Ressourcen und eine starke Überbelegung die Beziehungen zwischen dem Gefängnispersonal und den Insassen erschweren können, was zu Ausbeutung führen kann.

Präsident Ferdinand „Bongbong“ Marcos Jr. räumte zwar ein, dass die Ermittlungen noch liefen, beschuldigte aber Bantag, im Gefängnis New Bilibid sein „eigenes Lehen“ errichtet zu haben.

Nach der Suspendierung von Bantag wurden im Gefängnis Waffen, Alkohol, Methamphetamin und Mobiltelefone entdeckt. Es stellte sich heraus, dass in der Nähe seines Quartiers eine große Grube ausgehoben worden war und vor Ort eine Menagerie von Pferden, Wildgeflügel und Schlangen gehalten wurde. (…) Bantag erzählte den lokalen Medien, er baue ein Schwimmbad, um das Gefängnispersonal im Tauchen auszubilden, damit es bei schlechtem Wetter bei Rettungsaktionen helfen könne. Die Pferde dienten der Fortbewegung auf dem Gelände, während die Schlangen der Schädlingsbekämpfung dienten, sagte er.“ 

Bantag beteuerte seine Unschuld.

Nach der Ermordung des mutigen Journalisten vermied es seine Familie, darunter seine sechs Kinder und vier Enkelkinder, aus Angst vor weiteren Angriffen auszugehen. Sein Bruder Roy hält sich jede Nacht an einem anderen Ort auf, fährt in geliehenen Autos, um nicht verfolgt zu werden. Der Familie wurde Polizeischutz angeboten, den sie jedoch ablehnte. „Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, wer unsere wirklichen Feinde sind“, sagte sein Bruder Roy laut THE GUARDIAN.

Quellen: Wikipedia, Rappler, TheGuardian.com

Künstlerin: Susanne Köhler