Rico Sempurna Pasaribu, *1977 in Indonesien, ermordet 2024 

Rico sempurna Pasaribu war ein Journalist aus Indonesien. Er wurde 2024 ermordet.

Rico Sempurna Pasaribu, *1977 in Indonesien, ermordet 2024 

Rico Sempurna Pasaribu arbeitete für das lokale Medienportal TRIBRATA.TV in Medan im Bezirk Karo in der indonesischen Provinz Sumatra Utara. 

Am 22. Juni 2024 veröffentlichte er eine Reportage zum Thema Glücksspiel, das in Indonesien streng verboten ist. Der Bericht enthielt das Bild eines Hauses, in dem sich angeblich der Ort für illegales Online-Glücksspiel befand, und verwies auf die Nähe zur Kaserne des 125. Bataillons der Armee in Kabanjahe. Der Bericht enthielt zwar keine Quellenangabe, aber Pasaribu postete einen Link auf seiner Facebook-Seite, der besagte, dass das Glücksspiel von einem von ihm genannten Armeeoffizier kontrolliert wurde. 

Der Journalist hatte bei der Recherche einen Soldaten damit geködert, daß er ihn um einen Spieltip gebeten hatte. Damit verstieß er allerdings gegen den journalistischen Ehrenkodex. 

Nach der Veröffentlichung des Berichts soll ein Soldat Pasaribu bedroht haben, so das „Journalist Safety Committee“ in Medan. Der Chefredakteur seines Senders TRIBRATA.TV wurde ebenfalls kontaktiert mit der Aufforderung, die Nachricht über den Glücksspiel-Kiosk sofort zu löschen. Beide lehnten ab. Aus Angst vor einem Angriff beschloss Pasaribu, einige Tage lang sein Haus nicht zu verlassen.

Drogen und Glücksspiel sind ein weit verbreitetes soziales Problem in Kabanjahe, der Hauptstadt des Bezirks Karo. Schön öfters war gefordert worden, wegen der dadurch zunehmenden häußlichen Gewalt, Prostitution und Drogenkriminalität gegen die organisierten Drogen- und Glückspielkriminellen vorzugehen. Nun hatte der Journalist öffentlich gemacht, daß die Armee vermutlich selber zu diesen kriminellen Organisationen gehört.

Am 26. Juni, dem internaionalen Anti-Drogen-Tag, protestierten mehrere religiöse Organisationen vor dem Hauptquartier des 125. Bataillons und forderten u.a. die Einstellung des Glücksspiels. Pasaribu tauchte aus seinem Versteck auf, um über den Protest zu berichten, und veröffentlichte den Bericht auf der Website von TRIBATA TV. Außerdem stellte er einige Fotos auf seiner Facebook-Seite ein. Danach kehrte er in sein Haus zurück.

Diesmal trat ein örtlicher Polizeibeamter an die Redaktion heran und bat darum, dass die Nachrichten „überarbeitet und poliert“ würden.

In der folgenden Nacht, am 27. Juli um 3:40 Uhr morgens, stand ein kleines Holzhaus in Kabanjahe in Flammen. Es war Teil eines Ladens, in dem Pasaribus Frau Snacks, Zigaretten und Kerosin verkaufte. Es brannte schnell ab.

Der 47-jährige Journalist sowie seine 48-jährige Frau Efprida Boru Ginting und seine 12-jährige Tochter Sudi Inveseti starben bei dem Brand. Der 3-jähriger Enkel Louin Arlando Situngkir, auf den die Pasaribus in dieser Nacht aufpassten, kam ebenfalls um.

Die Polizei wertete die Videoaufzeichnungen aus und nahm drei Verdächtige fest. Sie erklärte, sie habe 28 Zeugen befragt, darunter Augenzeugen und Familienangehörige der Opfer. Ein Armeesprecher sagte, die Behörden hätten den in dem Bericht genannten Soldaten befragt, aber festgestellt, dass er nicht in Glücksspiele verwickelt sei. Laut Human Rights Watch schützt das indonesische Militär seine Soldaten seit langem vor der Strafverfolgung von Menschenrechtsverletzungen.

Der indonesische „Verband unabhängiger Journalisten (AJI)“ machte Brandstifter für das Feuer verantwortlich.Das indonesische Komitee für die Sicherheit von Journalisten (KKJ) forderte, dass „der Täter und Drahtzieher hinter dem Feuer verhaftet und vor Gericht gestellt werden muss, um das Motiv aufzudecken“. Der Presserat kündigte an, die Ermittlungen in diesem Fall zu überwachen. 

Die älteste Tochter, Eva Meliani Pasaribu, 22, deren kleiner Sohn bei dem Feuer ums Leben kam, setzt sich nun für Gerechtigkeit ein.

Die NGO Human Rights Watch schreibt dazu: 

„Ginting, 62, einer der Verhafteten, ist der frühere Leiter der „Angkatan Muda Pembaharuan Indonesia (AMPI)“. Dies ist eine Jugendorganisation, die mit der „Golkar-Partei“ verbunden ist, einer der größten politischen Parteien Indonesiens, Die „Golkar-Partei“ hatte während der drei Jahrzehnte währenden Herrschaft von Präsident Soeharto offizielle Verbindungen zum indonesischen Militär.

Die indonesischen Behörden haben es in den letzten drei Jahrzehnten versäumt, Verdächtige im Zusammenhang mit der Ermordung von Journalisten zu verhaften. Dazu gehört auch die Ermordung von Fuad Muhammad Syafruddin im Jahr 1996, der in den Monaten vor seinem Tod mehrere Berichte über Korruption in der Regentschaft Bantul veröffentlicht hatte.

1999 wurde Sander Thoenes, ein niederländischer Journalist, der für die Financial Times arbeitete, in Becora, außerhalb von Dili, Osttimor, von indonesischen Soldaten des Bataillons 745 der Armee getötet. Das Verfahren wurde schließlich eingestellt, nachdem Major Jacob Djoko Sarosa, der Kommandeur des Bataillons, der von einem indonesischen Menschenrechtsausschuss wegen des Mordes angeklagt worden war, auf eine Vorladung nicht reagierte.

„Die groteske Ermordung von Sempurna Pasaribu und seiner Familie sollte den indonesischen Behörden als Warnung dienen, dass politischer Schutz Kriminelle ermutigt, auch Journalisten und Informanten zu bestrafen“, sagte Ganguly. „Soldaten, die sich an Korruption, Erpressung, Drohungen oder Morden beteiligen, sollten wissen, dass sie in der Armee nichts zu suchen haben und stattdessen ins Gefängnis gehören.“ “

Daten des „Verband unabhängiger Journalisten (AJI)“ zeigen, dass die Fälle von Gewalt gegen Journalist:innen in Indonesien in den letzten Jahren zugenommen haben.

Stand der Recherche: Juli 2024

Quelle: ucanews.com, Human Rights Watch www.hrw.org

Künstlerin: Susanne Köhler