Rohit Kumar Biswal, * 1976 Indien, ermordet 2022

Rohit Kumar Biswal war ein indischer Journalist. Er wurde 2022 getötet.

Rohit Kumar Biswal, * 1976 Indien, ermordet 2022

Rohit Kumar Biswal war ein Journalist und Fotograf der wichtigsten Zeitung DHARITRI des ostindischen Bundesstaates Odisha.

Rohit Biswal hatte am 5. Februar 2022 Hinweise erhalten, daß in der Gegend aktive maioistische Rebellen Plakate an Bäume in der Nähe des Dorfes Domkarlakhunta geklebt und ein Banner in der Nähe der Karlakhunta-Brücke im Bezirk Mohangiri aufgehängt hatten. Darauf forderten sie die Bevölkerung zu einem Boykott auf und warnten sie vor einer Teilnahme an den anstehenden Panchayat-Wahlen. „Panchayat“ bedeutet wörtlich Versammlung (yat) von fünf (panch) weisen und geachteten Älteren, die von der Dorfgemeinschaft gewählt und akzeptiert werden. Diese Versammlungen schlichten traditionell Streitigkeiten zwischen Dorfbewohnern oder Dörfern. Die indische Regierung hat so verschiedene Verwaltungsaufgaben auf kommunaler Ebene dezentralisiert.

Der Journalist eilte gegen Mittag zu der angegebenen Stelle, um den Wahrheitsgehalt der Informationen zu überprüfen. Als Biswal begann, Fotos von den Plakaten zu machen, löste sich eine improvisierte Sprengfalle und tötete den 46-jährigen Reporter sofort.

Mehrere lokale Medien vermuteten, dass der Sprengsatz von Mitgliedern der Kommunistischen Partei Indiens – Marxisten (CPI-M) gelegt wurde, die in der Region einen Guerillaaufstand führt.

Der Polizeipräsident von Kalahandi sagte, der Sprengsatz sei möglicherweise mit dem Ziel angebracht worden, Polizisten zu töten, wenn sie die Plakate abreißen wollten. Der Reporter und Fotograf hatte unglücklicherweise die Nähe des Baums erreicht, bevor Polizisten das Gebiet mit einem Metalldetektor nach platzierten Sprengsätzen durchsuchten konnten. Die Polizei fand vor Ort keine weiteren Sprengsätze mehr.

Aus allen Richtungen des Landes kamen Beileidsbekundungen für das tragische Ende eines Journalisten. 

„Wir verurteilen die schockierende Ermordung von Rohit Biswal aufs Schärfste. Er hat mit seinem Leben bezahlt, weil er seine Mitbürger über die latenten Konflikte in Odisha informieren wollte“, sagte Daniel Bastard, Leiter der Asien-Pazifik-Abteilung von RSF. „Wahllose Gewalt durch CPI-M-Rebellen war eindeutig die Ursache, aber die Verantwortung der lokalen Behörden, die es versäumt haben, den Ort zu sichern, sollte ebenfalls untersucht werden. Wir fordern eine unabhängige Untersuchung der Versäumnisse und der Schuld der Beteiligten, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholt.“

Der Ministerpräsident und die Polizei zahlten eine Entschädigung.an die Hinterbliebenen des Journalisten: seine Frau mit Sohn und Tochter.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Journalist das kollaterale Opfer der latenten Konflikte im Osten Indiens zwischen lokalen Behörden und verschiedenen maoistischen Rebellengruppen wird. Wie RSF damals berichtete, wurde der TV-Kameramann Achyutananda Sahu im November 2018 in einem maoistischen Hinterhalt getötet, als er einer Polizeipatrouille in Chhattisgarh, dem Bundesstaat unmittelbar westlich von Odisha, folgte.

Bauernaufstände in Indien und die maoistischen „Naxaliten“:

Maoistische Rebellen kämpfen seit Jahrzehnten in ländlichen Gegenden Zentral- und Ostindiens gewaltsam gegen die Staatsmacht. Sie fordern vor allem mehr Rechte für landlose Bauern. Die Naxaliten entstanden in den späten 1960er Jahren und sind nach dem Ort Naxalbari im Distrikt Darjeeling in Westbengalen benannt. Dort fand 1967 unter der Führung einiger Mitglieder des linken Flügels der Communist Party of India (Marxist) – CPI(M) – ein Bauernaufstand statt, der von der Polizei niedergeschlagen wurde. Im selben Zeitraum fanden weitere Bauernaufstände statt. Hauptursachen für die Bauernaufstände waren die Konzentration des Landes in den Händen weniger Großgrundbesitzer, die im Wesentlichen aus der britischen Kolonialzeit herrührte. Eine weitere Ursache ist die gesellschaftliche und wirtschaftliche Diskriminierung nicht-hinduistischer „Ureinwohner“ und Stämme Indiens (Adivasis) durch die hinduistisch geprägte Gesellschaft mit ihrem Kastensystem. Außerdem gab es zum Teil Widerstand ansässiger Volksgruppen gegen Umsiedlungen, die wegen großer Bauprojekte durchgeführt wurden.

Die Hochphase der maoistischen Kämpfe war von 1967 bis 1972. Um 1980 gelang es verschiedenen Gruppen, wieder Fuß zu fassen. Von der Vernichtungsstrategie hatten sich die meisten Gruppen mittlerweile losgesagt, der Schwerpunkt wurde auf Basisarbeit, d. h. vor allem auf den Aufbau von Organisationen der Bauern, Arbeiter, Studenten, Frauen und Adivasi, gelegt. Dabei können unter den ca. 20 größeren Naxalitenorganisationen zwei Hauptrichtungen unterschieden werden: Ein Teil der Bewegung hat sich inzwischen, ohne den revolutionären Anspruch aufzugeben, auf die Arbeit im legalen Rahmen bis hin zur Teilnahme an Wahlen konzentriert, ein anderer Teil verbindet die Basis- und Massenarbeit mit klassischen Guerillakampfmethoden.

Quellen: Reporter ohne Grenzen

https://odishatv.in/news/miscellaneous/rs-13-lakh-ex-gratia-announced-for-odisha-journalist-killed-in-maoist-landmine-blast–170014

Wikipedia

Künstlerin: Susanne Köhler