Shireen Abu Akleh, * 1971 Israel, ermordet 2022 Westjordanland

Shireen Abu Akleh, * 1971 Israel, ermordet 2022 Westjordanland

Shireen Abu Akleh studierte zunächst Architektur an der Jordanischen Universität für Wissenschaft und Technologie. Später wechselte sie an die Yarmuk-Universität in Jordanien, wo sie einen Bachelor in Printjournalismus erwarb.

Von 1997 bis zu ihrem Tod arbeitete sie als Journalistin für den Nachrichtensender AL JAZEERA. Sie lebte und arbeitete in Ostjerusalem und berichtete u. a. über die Zweite Intifada, den Einmarsch des israelischen Militärs in das Flüchtlingslager in Dschenin im Jahr 2002 und den Tod von Jassir Arafat. Der US-amerikanische Nachrichtensender CNN zählte sie zu den bedeutendsten Journalist:innen der arabischen Welt.

Die 51-jährige Shireen Abu Akleh wurde erschossen, als sie am 11. Mai 2022 über einen neuerlichen Einsatz des israelischen Militärs in einem Flüchtlingslager in Dschenin berichten wollte. Abu Akleh meldete sich letztmals um 6.13 Uhr bei ihrer Redaktion und teilte mit, sie sei auf dem Weg nach Dschenin. Sie trug einen blauen Helm und eine Splitterschutzweste, die sie als Pressevertreterin kenntlich machten. Trotzdem erlitt sie wenig später einen Kopfschuss und wurde in das Ibn-Sina-Krankenhaus gebracht, wo sie um 7.15 Uhr für tot erklärt wurde. 

Die israelische Armee und die Palästinenser machten sich zunächst gegenseitig für den Tod verantwortlich.

Bei der Trauerfeier am 12. Mai kam es zu Zusammenstößen zwischen der Trauergemeinde und der israelischen Polizei. Dabei griff die israelische Polizei auch die Personen an, die den Sarg trugen. 

Wochen später räumte das israelische Militär in einem Kommuniqué erstmals selbst ein: Höchstwahrscheinlich war es ein Schuss, abgegeben von einem israelischen Soldaten, der Shireen Abu Aklegh tötete.

Zwar sei die Quelle der Schüsse nicht eindeutig zu bestimmen, Abu Akleh sei aber mit hoher Wahrscheinlichkeit versehentlich von Schüssen der israelischen Verteidigungsstreitkräfte getroffen worden, heißt es in der Mitteilung. Zu keiner Zeit habe das Militär vorsätzlich Schüsse auf die Journalistin abgefeuert.

Walid Al Omari, der Büroleiter von AL JAZEERA im Westjordanland, hält diese Darstellung für wenig glaubhaft.

„Es ist klar, dass sie einerseits versuchen, Mehrdeutigkeit und Täuschung aufrechtzuerhalten, während sie sich gleichzeitig von Fehlverhalten freisprechen, indem sie behaupten, es habe einen Schusswechsel gegeben. Das sind alles Lügen, denn alle Berichte und Videos und Zeugen widerlegen ihre Behauptungen.“

Weitere Ermittlungen in dem Fall wird es nicht geben. Es gebe keinen Verdacht auf eine Straftat, erklärte die militärische Generalstaatsanwaltschaft. Eine Aussage, die bei Anton Abu Akleh, dem Bruder der getöteten Journalistin, auf Empörung stößt:„Die Familie hat von Anfang an keine der Geschichten wirklich geglaubt. Was auch immer die Israelis sagten, das war für uns irrelevant. Wir glauben, dass sie das Verbrechen begangen haben und nicht in der Lage sind, ihre eigenen Ermittlungen in diesem Verbrechen durchzuführen.“

Das journalistische Recherchenetzwerk „Bellingcat“ analysierte unmittelbar nach Abu Aklehs Tod öffentlich zugängliche Video- und Audioaufnahmen. Ergebnis: der tödliche Schuss sowie die anschließenden Schüsse auf Personen, die Abu Akleh zu Hilfe kommen wollten, seien vom israelischen Militär abgegeben worden.

Laut CNN legen Videos sowie Aussagen von Augenzeugen und Experten nahe, dass Abu Akleh bei einem gezielten Angriff der israelischen Streitkräfte erschossen wurde.

Am 25. Juni 2022 gab das Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen bekannt, dass auch nach seiner Auswertung der Informationen des israelischen Militärs und der palästinensischen Generalstaatsanwaltschaft die Schüsse, die Abu Akleh getötet und ihren Kollegen Ali Sammoudi verletzt hatten, von israelischen Sicherheitskräften und nicht von Palästinensern abgegeben worden seien. 

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Shireen_Abu_Akleh

https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-trauerfeier-shireen-abu-akleh-gewalt-1.5585096

https://www.deutschlandfunk.de/

Künstler: Gianluca Costantini