Stanis Bujekera Tshiamala, *1990 in Demokratische Republik Kongo, mehrmals verhaftet, zuletzt 2023, inzwischen frei
Stanis Bujakera Tshiamala ist ein Investigativjournalist und sozialer Aktivist aus der Demokratischen Republik Kongo. Er arbeitet für die Wochenzeitschrift JEUNE AFRIQUE, für THE PAN-AFRICAN MAGAZIN und als freier Korrespondent für die britische Nachrichtenagentur REUTERS. Er ist zudem seit 2017 Mitgründer und stellvertretende Verlagsleiter der kongolesischen Online-Nachrichtenplattform ACTUALITE.CD.
Unter dem Regime des ehemaligen kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila (2001 – 2019) wurde er bedroht und auch mehrmals verhaftet.
Mit seiner Frau Armelle Mbayi Tshiamala lebt er abwechselnd in Kinshasa und Washington, D.C., in den Vereinigten Staaten. Weil er es vorzog, seine Unabhängigkeit nicht zu gefährden, weigerte er sich im Laufe seiner Karriere mehrmals, Mitglied von Ministerkabinetten zu werden. Ihm wurde sogar angeboten, Teil der Präsidialpresse unter Präsident Felix
Tshisekedi zu sein, was er ebenfalls dankend ablehnte.
Am 8. September 2023 wurde Stanis Bujakera Tshiamala von der Kriminalpolizei auf dem Flughafen der Hauptstadt Kinshasa verhaftet. Er wurde wegen der Verbreitung falscher Informationen im Zusammenhang mit der Ermordung des nationalen Abgeordneten Chérubin Okende angeklagt: die Zeitschrift JEUNE AFRIQUE hatte in einem Artikel über die Ermordung des Verkehrsministers berichtet. Dabei wurde die Frage über eine mögliche Beteiligung des militärischen Geheimdienstes an diesem Mord aufgeworfen. Auch wenn der Name des Autors des Artikels nicht genannt wurde, verdächtigte man Bujakera der Autorenschaft.
Am Abend vor seiner Verhaftung hatte der damals 33-Jährige zudem in derselben Wochenzeitschrift in einem Artikel den desaströsen Zustand von „Congo Airways“ enthüllt. Dass die größte Fluggesellschaft des Landes damals stillstand, hatte nicht nur wirtschaftliche Folgen. Es war auch eine Blamage für den Präsidenten. Dieser hatte sich persönlich dafür ausgesprochen, diese Airline wieder auf Vordermann zu bringen.
Der Zustand von „Congo Airways“ ist ein Symbolbild für den Zustand der Infrastruktur des Landes, das kaum über asphaltierte Straßen verfügt.
Im Dezember 2023 standen im Kongo Wahlen an. Jede schlechte Schlagzeile zu Präsident Tshisekedi und dessen gescheiterten Wahlversprechen von 2018 hätten dem umstrittenen Präsident Stimmen gekostet.
Die Staatsanwaltschaft beantragte 20 Jahre Gefängnis wegen Fälschung, Verwendung von Fälschungen, Verbreitung von Fake News.
Am 18. März 2024 wurde Stanis Bujakera zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, eine Strafe, die bereits seine Zeit der Untersuchungshaft abdeckt. Die Anwälte von Stanis Bujakera wollten gegen das Urteil Berufung einlegen. Am 19. März wurde Bujakera aus dem Gefängnis entlassen, aber die Staatsanwälte legten Berufung gegen die Entscheidung ein.
Am 20. Januar 2024 wurde Tshisekedi für seine zweite Amtszeit vereidigt. Bei den vorausgegangenen Wahlen wurden Fälschungen kritisiert. So ordneten die Bischöfe von Kongos katholischer Bischofskonferenz CENCO, die am 20. Dezember die größte unabhängige Wahlbeobachtung organisiert hatte, den Wahlablauf und das Wahlergebnis als „Katastrophe“ ein. Die Bischöfe sprachen unter anderem von „Fälschung, Korruption in großem Maßstab, Zerstörung von Wahlmaterialien, Aufstachelung zur Gewalt, illegale Inbesitznahme von Wahlmaschinen“.
Dass Journalisten im Kongo verhaftet oder gar getötet werden, ist keine Seltenheit, obwohl Präsident Tshisekedi bei seinem Amtsantritt Anfang 2019 versprochen hatte, mehr Rechte und Freiheiten für Kongos Bürger:innen zuzulassen. Doch Anfang 2023 hatten die kongolesischen Behörden ein neues Pressegesetz und einen digitalen Kodex erlassen, das die Weitergabe von Informationen, die als „falsch“ gelten, unter Strafe stellen. Vor den Neuwahlen 2023 häuften sich die Skandale um Verhaftungen, Morden an Politikern sowie Massakern an der Bevölkerung, durchgeführt von der Präsidentengarde. Diese untersteht direkt dem Präsidenten.
Dass die Medienfreiheit kurz vor den Wahlen eingeschränkt wurde, sahen westliche Diplomaten mit Besorgnis. „Wir sind weiterhin zutiefst besorgt über die Inhaftierung des Journalisten Stanis Bujakera. Journalisten sollten in der Lage sein, ihre Arbeit ohne Angst vor Strafverfolgung zu erledigen“, erklärt die US – Botschafterin in der Demokratischen Republik Kongo, Lucy Tamlyn. Vertreter der Botschaften Belgiens, der Schweiz, der Europäischen Union und Frankreichs äußerten sich ebenfalls besorgt.
Quellen: scooprdc.net, Wikipedia, TAZ.de, cpj.org
Künstlerin: Maria von Stülpnagel
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