Rebecca „Becky“ Jeme, Kamerun, getötet 2021

Rebecca „Becky“ Jeme, * Kamerun, getötet 2021 Kamerun

Die Journalistin Rebekka Becky Jeme arbeitete seit einiger Zeit bei der Armee als Pressesprecherin / Kommunikationsbeauftragte einer Division. 

Am 6. Januar 2021 war sie in einem militärischen Konvoi der Momo Division in einer Unruhe-Provinz unterwegs in der Gemeinde Njikwa in der Region Nord-West / Bezirk Momo unterwegs. Separatisten hatten entlang der Straße selbstgebaute Sprengsätze deponiert, die bei der Vorbeifahrt der Kolonne detonierten.  Ein im Internet veröffentlichtes Video zeigt, wie die Autos des Konvois völlig zerstört werden und in Flammen aufgehen. Menschen, die sich am Tatort aufhalten, laufen in Panik weg. Die Journalistin starb zusammen mit fünf Soldaten. Journalisten im ganzen Land haben um sie getrauert. Nur einen Tag vor dem Angriff war sie aus ihrem Jahresurlaub in Buea zurückgekehrt. Ihr erster Auftrag in diesem Jahr endete mit ihrem Tod.

Rosaline Obah, eine Koordinatorin des „Cameroon Community Media Network“, drückte ihre Trauer aus und sagte, dass im Bürgerkrieg in den letzten vier Jahren mehr als 3.000 Menschen getötet worden seien. Journalisten sollten weder von Separatistenkämpfern noch von Regierungstruppen ins Visier genommen werden. „Unsere Aufgabe ist es, die Nachrichten zu berichten und sie so zu sagen, wie sie sind, und wir sollten auf keinen Fall als Konfliktpartei oder -akteur betrachtet werden. Deshalb verurteilen wir die Tötung unserer Kollegin auf das Schärfste.“ Sie betonte auch, dass ein Aufruf zum offenen Dialog dringend notwendig sei.

Situation in Kamerun:

Seit der Unabhängigkeit, insbesondere der Schaffung eines Einheitsstaates sowie der Umbenennung der „Vereinigten Republik Kamerun“ in „Republik Kamerun“ im Jahr 1984 gibt es im englischsprachigen Teil Südkamerun, den südlichen und westlichen Provinzen Kameruns, immer wieder Autonomiebestrebungen. 

Der so genannte Südkamerun ist der Teil Kameruns, der nach Ende der deutschen Kolonialherrschaft von 1922 bis 1961 britisches Treuhandgebiet war, während das übrige Land unter französischer Treuhandschaft stand. Bis heute ist Südkamerun überwiegend englischsprachig, während das übrige Kamerun frankophon ist. Teile der südkamerunischen Bevölkerung fühlen sich im Gesamtstaat Kamerun marginalisiert und streben die Unabhängigkeit des Gebietes an. Der „Nationalrat Südkameruns“ SCNC und die gewaltfreie Dachorganisation „South Cameroons Ambazonia Consortium United Front „ (SCACUP) kämpfen für einen Staat Ambazonia. Dieser Name leitet sich vom lokalen Namen des dortigen großen Mündungsdeltas ableitet. 1984 wurde erstmals die „Republik Ambazonia“ ausgerufen. 

Im Jahr 1999 erklärte der „Nationalrat Südkameruns“ die Unabhängigkeit von Ambazonien. 1999 und 2000 kam es zu Demonstrationen und auch Ausschreitungen der Sezessionisten. Im Jahr 2001 gründete eine Gruppe von Exilmitgliedern des Nationalrates von Südkamerun eine sogenannte „Botschaft Südkameruns“ in der deutschen Stadt Frankfurt am Main. Der Führer der Gruppe bat um eine deutsche Militärintervention mit der Begründung, dass „Deutschland das Land gut kenne“.

Seit 2004 ist der Nationalrat stellvertretend für Südkamerun Mitglied der Organisation der nicht-repräsentierten Nationen und Völker (UNPO) (mehr dazu auf Wikipedia)

Der „Nationalrat Südkameruns“  ist eine gewaltfreie Organisation und sein Motto lautet: „Die Kraft des Arguments, nicht das Argument der Kraft.“ Der derzeitige Vorsitzende ist der Häuptling Ayamba Ette Otun. Da der „Nationalrat Südkameruns“ die Abspaltung vom frankophonen Kamerun fordertee, wurde er von der Regierung Paul Biya zu einer illegalen Organisation erklärt. Sicherheitskräfte unterbrechen regelmäßig Treffen des Nationalrats von Südkamerun und verhaften Mitglieder. Dabei werden sie typischerweise mehrere Tage in Gewahrsam genommen.

Englischsprachige Juristen und Lehrer gingen ab November 2016 mit gemeinsamen Forderungen auf die Straße. Die dortige englischsprachige Minderheit wirft der Regierung vor, zugunsten der französischsprachigen Bevölkerungsmehrheit benachteiligt zu werden. Diese Proteste dauerten zwei Jahre; im Jahr 2017 wurden sie durch die Armee blutig niedergeschlagen. Seitdem haben die Schießereien zwischen Militär und bewaffneten separatistischen Kämpfern nicht aufgehört. 2017 bildeten die Separatisten mehrere bewaffnete Gruppen, die einige Ortschaften „unregierbar“ machten und sich Gefechte mit der Armee lieferten. Teilweise wurden sie dabei von der Bevölkerung unterstützt. Armeeeinheiten wie der Elitetruppe BIR wurde vorgeworfen, Dörfer, in denen sie Rebellen oder deren Unterstützer vermuteten, in Brand gesteckt und mutmaßliche Rebellen gefoltert zu haben. Auch die Rebellen sollen laut Amnesty International Gräueltaten verübt haben. Die Nicht-Regierungs-Organisation International Crisis Group schätzte vor der Präsidentschaftswahl im Oktober 2018, dass dem Konflikt bereits mindestens 420 Zivilisten, 175 Armeeangehörige, sowie hunderte Rebellen zum Opfer gefallen waren. Über 246.000 Menschen wurden zu Binnenflüchtlingen, weitere 25.000 flüchteten über die Grenze nach Nigeria. Am 12. Februar 2020 töteten Sicherheitskräfte 23 Zivilisten im Dorf Ntumbo; die Vereinten Nationen verlangten eine Untersuchung. Die Gesamtzahl an Todesopfern der Unruhen wurde mit fast 3000, die Zahl der Binnenflüchtlinge mit über 700.000 angegeben. (Stand Februar 2020)

Seit 2018 sind gegenseitige Tötungen, Entführungen, Brandstiftungen, Verstümmelungen und regelrechter Terror in einigen Teilen der englischsprachigen Regionen zum traurigen Alltag geworden.

Die Lage der Pressefreiheit in Kamerun verschlechtert sich in Kamerun seit Jahren kontinuierlich. Die anhaltenden Bedrohungen für Medienschaffende stützen ein Klima der Angst und Selbstzensur. 2017 wurde das Internet häufiger als in jedem anderen afrikanischen Land unterbrochen. Nach der Präsidentenwahl 2018, die Paul Biyas siebte Amtszeit besiegelte, wurde der Zugang zum Internet erneut eingeschränkt. Reporter*innen wurden bedroht, angegriffen, eingeschüchtert und sogar verhaftet. Die willkürliche Inhaftierung und Verfolgung von Journalist*innen, auch durch Militär- oder Sondergerichte, ist an der Tagesordnung. Auf Grundlage des Antiterrorgesetzes von 2014 wird der ehemalige Chef des staatlichen Rundfunks CRTV seit 2016 festgehalten – präventiv und ohne faires Verfahren. Auf der Rangliste der Pressefreiheit hat Kamerun einen Platz weit hinten, 134 von 180

Quelle: wikipedia, Reporter ohne Grenzen, womeninjournalism.org

Künstlerin: Susanne Köhler