Wissam Kassem, * Libanon, getötet Libanon 2024

Wissam Kassem war Kameramann beim libanesischen Fernsehsender AL-MANAR. Er wurde in der Nacht zum 25. Oktober 2024 durch einen israelischen Luftangriff auf ein ganz besonderes Haus in der südlibanesischen Ortschaft Hasbaya getötet. Es diente als Unterkunft für 18 Mitarbeiter diverser arabischer Medien. Es starben insgesamt drei von ihnen im Schlaf, drei weitere wurden schwer verletzt. Die Journalisten hatten sich erst kurz vorher wegen der Kämpfe und israelischer Evakuierungsaufforderungen aus der südlicher gelegenen Stadt Marjayoun nach Hasbaya zurückgezogen. Außer dem Wohnhaus der Medienschaffenden wurden zu dieser Zeit keine weiteren Ziele in der Ortschaft bombardiert.

AL-MANAR ist der Propaganda-Kanal der Hisbollah. Ungeachtet ihrer ideologischen Ausrichtung sind Medienschaffende jedoch nach dem humanitären Völkerrecht (Genfer Konvention) Zivilpersonen, die nicht gezielt angegriffen werden dürfen.

Der Libanon lag im Mai 2024 (vor der Intensivierung der Kriegshandlungen) auf Platz 140 von 180 in der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“. Die libanesischen Medien sind sehr politisiert und gehören fast durchweg Eigentümern mit starken konfessionellen oder parteipolitischen Interessen. Verleumdung und Verbreitung falscher Informationen sind strafbar und sehr schwammig definiert, so dass Medienschaffende immer wieder zu Geld-, gelegentlich auch zu Haftstrafen verurteilt werden. Darüber hinaus greift der Nahostkrieg immer mehr auch auf den Libanon über und macht Journalist:innen zur Zielscheibe. Bereits im Oktober und November 2023 waren drei von ihnen bei der Arbeit durch israelische Angriffe getötet worden. Im September 2024 kamen neun weitere Todesopfer hinzu. Die Hisbollah ihrerseits bedroht Mitarbeiter ausländischer und libanesischer Medien, denen sie vorwirft, für Israel zu spionieren.

Der libanesische Regierungschef Mikati beschuldigte Israel später, der Luftangriff auf das Journalistenhaus  am 25.Oktober 2024 sei absichtlich erfolgt und habe darauf abgeziel, „die Medien zu terrorisieren, um Verbrechen und Zerstörung zu vertuschen“. (Stand Dezember 2024)

Quellen: taz, Committee to Protect Journalists (CPJ), Reporter ohne Grenzen (RSF)

Text: Thomas Ormond

Künstler: Thomas Ormond