Arlindo Chissale, *Mosambik, seit Januar 2025 vermisst, vermutlich ermordet
Arlindo Chissale ist Journalist und Redakteur bei PINNACLE NEWS, einem Online-Nachrichtenportal. Er war bekannt für seine Berichterstattung über Menschenrechte, Korruption und islamische Aufstände in der gasreichen Region Cabo Delgado im Norden Mosambiks. Aufgrund seiner journalistischen Arbeit wurde er bereits mehrfach von der Polizei verhaftet, zum Beispiel im August 2022. Damals wurde er von der Polizei festgenommen und drei Tage lang ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft gehalten. Nach Angaben seiner Familie wurde er später vorläufig freigelassen.
Arlindo Chissale ist auch ein aktiver Unterstützer des Oppositionskandidaten Venâncio Mondlane, einem ehemaligen unabhängigen Präsidentschaftskandidaten bei den allgemeinen Wahlen am 9. Oktober 2024.
Arlindo Chissale hatte über die Wahlen und die weit verbreiteten Vorwürfe von Unregelmäßigkeiten geschrieben, die Proteste im ganzen Land ausgelöst hatten. Nach Angaben von Organisationen der Zivilgesellschaft hatten die Proteste zu mehr als 300 Todesfällen geführt. Viele von ihnen wurden den Sicherheitskräften zugeschrieben.
Was geschah am 7. Januar 2025?
An diesem Tag war der Journalist mit dem Kleinbus unterwegs von Pemba nach Nacala. Er arbeitete zu dieser Zeit an einem Bericht über einen islamischen Aufstand. Seine Frau war die letzte, die gegen 17 Uhr mit ihm Kontakt hatte. Zeug:innen sahen, wie Arlindo Chissale gegen 17.30 Uhr von einer Gruppe von Männern, von denen drei in Militäruniformen gekleidet waren, aus dem Kleinbus geholt und weggebracht wurde. Sie berichteten seiner Familie, sie hätten gesehen, wie er geschlagen und in ein zweites Fahrzeug, ein weißes Auto ohne Nummernschilder, gezwungen wurde.
Er wird seit dem 7. Januar vermisst. Seit dieser Festnahme fehlt von Arlindo Chissale jede Spur. Am 16. Januar erstattete seine Familie schließlich Anzeige bei der Polizei in Pemba, der Hauptstadt der Provinz Cabo Delgado.
Am 29. Januar forderte das Medieninstitut für das südliche Afrika – MISA Mosambik – das Verteidigungs- und das Innenministerium auf, mit größter Dringlichkeit die mutmaßliche Verwicklung von Angehörigen der Streit- und Sicherheitskräfte (Mitglieder der PRM und des Militärs) zu untersuchen.
Am 8. Februar berichtete seine Familie, dass das Telefon von Arlindo Chissale eingeschaltet worden war. Als die Familie anrief, wurde der Anruf zwar durchgestellt, aber es nahm niemand ab. Am nächsten Tag wurde das Telefon abgeschaltet.
Am 10. Februar bestätigte die Sprecherin der PRM, dass der Fall von Arlindo Chissale an die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei SERNIC weitergeleitet worden war. Der Sprecher der SERNIC in Cabo Delgado erklärte jedoch später, dass er kein Schreiben im Zusammenhang mit dem Fall von Arlindo Chissale erhalten habe.
Die Familie erfuhr 15 Tage nach seinem Verschwinden von seinem Tod: Am 22. Januar 2025 wurde er für tot erklärt.
„Wir wissen, dass er nicht mehr bei uns ist. Wir fordern Gerechtigkeit und die Rückgabe seiner Leiche an uns, weil er fünf Kinder im schulpflichtigen Alter zurücklässt, um die ich mich kümmern muss“, sagte der Bruder des Journalisten, Macario Chissale. „Er wurde gefoltert, bevor er getötet wurde, und die abscheuliche Tat wurde von Leuten in Militäruniform in Cabo Delgado begangen“.
Arlindo Chissale ist zu einer Zeit Opfer der Entführung geworden, in der die Oppositionspartei Podemos seit Beginn der Proteste im Oktober 2024 mehr als hundert ihrer Mitglieder entweder als verschleppt, inhaftiert oder getötet gemeldet hat.
Arlindo Chissale ist nicht der erste Journalist, der in Cabo Delgado verschwindet. Im April 2020 verschwand bereits der Journalist Ibrahimo Mbaruco im Distrikt Palma. Er wurde mutmaßlich von Militärangehörigen entführt. Bis heute sind sein Schicksal und sein Verbleib unbekannt, die Staatsanwaltschaft hat den Fall ohne Aufklärung zu den Akten gelegt.
Amnesty International startete im März 2025 eine „Urgent Action“ mit einem Appell an die Behörden, sein Verschwinden unverzüglich, gründlich, unabhängig, unparteiisch, transparent und wirksam zu untersuchen.
Quellen: www.amnesty.org, www.ifj.org, clubofmozambique.com, moztimes.com/en
Text: Gerhard Keller, Mai 2025
Künstlerin: Zeli Cicek
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