Vladislav Yesipenko, * Ukraine, seit 2021 auf von Russland annektierter Krim in Haft und gefoltert, zu 6 Jahren Haft verurteilt 

Vladislav Yesipenko, * Ukraine, seit 2021 auf von Russland annektierter Krim in Haft und gefoltert, zu 6 Jahren Haft verurteilt 

Vladislav Yesipenko (deutsche Umschrift: Wladislaw Jesipenko) ist ein unabhängiger Journalist auf der von Russland annektierten Krim-Halbinsel. Er war von 2016 bis März 2021 für KRYM.REALII tätig, einem ukrainisch-sprachigen Medienkanal, der von RADIO LIBERTY und RADIO FREE EUROPE betrieben wurde. In seinen letzten Berichten und Videointerviews beschäftigte er sich mit sozialen und ökologischen Themen in der Region. Beispielsweise berichtete er vom Leben der Krimtataren in einem Dorf ohne Elektrizität, der Zerstörung eines Naturschutzgebiets oder dem verkommenen Zustand von Sportanlagen für lokale Fußballmannschaften.

Am 10. März 2021 wurde Yesipenko von Beamten des russischen Staatssicherheitsdienstes FSB verhaftet und zwei Tage später angeklagt: wegen illegalen Waffenbesitzes, da man in seinem Auto angeblich einen Sprengsatz gefunden habe. Bürgerrechtler vermuten, dass ihm eine Handgranate untergeschoben wurde, wie dies vom FSB bei Oppositionellen schon wiederholt praktiziert worden ist. In der Haft, während der er seinen Anwalt nicht sprechen durfte, wurde Yesipenko mit Elektroschocks gefoltert und mit dem Tode bedroht. Er legte vor laufender Fernsehkamera ein offensichtlich erzwungenes Geständnis ab. Am 16. Februar 2022 verurteilte ihn das Distriktgericht von Simferopol zu sechs Jahren Haft. Der Menschenrechtsbeauftragte des Europarats protestierte erfolglos gegen das Urteil und die Verstöße gegen das Folterverbot sowie die Prozessgarantien der Europäischen Menschenrechtskonvention.

Im Jahr 2021, d.h. vor dem Ukraine-Krieg, lag Russland auf Platz 150 von 180 der Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ (RSF). Mittlerweile ist der Staat eine totalitäre Diktatur; es gibt keine freie Presse und keinen freien Journalismus mehr. Eine von der Regierungspropaganda abweichende Berichterstattung von in- oder ausländischen Journalist:innen wird mit Haft bis zu 15 Jahren bedroht. Unabhängige ausländische Medien haben daher ihre Arbeit in Russland eingestellt.

Quellen:  CPJ; crimea.suspilne.media; ifex.org; Europarat (coe.int); Reporter ohne Grenzen / RSF

Künstler: Thomas Ormond